5.25 Floppy Disks
« | 28 May 2022 | »5.25 Zoll Disketten sind die ältesten Computer-Medien, die ich besitze. Und aus gegebenem Anlass hatte ich (nach 20 Jahren) wieder mal Lust und Laune, meinen alten Rechner mit IDE und Diskettenanschlüssen zu aktivieren und meine 5.25er durchzuprobieren.
Dass ich mit 5.25 Zoll Disketten überhaupt noch in Kontakt gekommen bin,
lag an meiner stets gebrauchten veralteten Hardware und so stand Mitte der
90er Jahre mein erster PC auf dem Tisch, der eigentlich in die 80er gehörte:
Ein 80386 Klon mit einem 3.5 Zoll
und einem 5.25 Zoll Laufwerk.
Und genau dieses 5.25 Zoll Laufwerk hat in den Folgejahren in mehreren Gehäusen gedient, und hängt aktuell an meinem Athlon XP 2600 aus der frühen Mitte der 2000er.
Meine ersten QBasic Programme wurden darüber auf den “großen dünnen” Disketten gespeichert, die damals ein wenig billiger waren, als die “modernen” 3.5 Zoll Nachfolger.
Und als meine alte Schule anfing, ihren Diskettenvorrat ihrer noch älteren IBM 8086 Systeme zu entsorgen, fing ich einige davon vor der Mülltonne ab.
Laufwerk
Das massive Laufwerk belegt gleich viel Raum wie ein klassisches 5.25 Zoll CD/DVD Laufwerk und wird über einen alten Molex Stecker (12V und 5V) mit Strom versorgt. Der Slot-Anschluss unterscheidet sich sehr von den neueren IDE-Anschlüssen, die über Pin-Stecker mit dem Kabel zum Mainboard verbunden werden.
Früher gab es dafür eigene erweiterte Diskettenanschluss-Flachkabel, die für jedes der beiden möglichen Laufwerke zwei Anschlüsse bereitstellte (also in Summe 4 Stecker).
Eine eingelegte Diskette musste mit einer Klappe “fixiert” werden. Diese
Klappe senkte nämlich den Lese-Schreibkopf und den Motor herab, damit er
die Diskettenscheibe bewegt und bearbeitet werden konnte.
Gleichzeitig verhinderte sie, dass die Diskette im laufenden Betrieb
wieder entfernt werden konnte.
Man musste stets die Klappe öffnen um das Medium wieder entfernen zu können.
Ein ganz besonderes Merkmal dieser Laufwerke war ihre Betriebslautstärke. Denn sobald ein Datenträgerzugriff erfolgte, startete hörbar der Motor und dann vernahm man krachende Geräusche, wenn der Lese/Schreibkopf vor und zurückbewegt wurde.
Man konnte stets hören, was das Laufwerk gerade tat. Wurden Daten sequentiell von vorne nach hinten gelesen oder die Diskette formatiert, glich das Geräusch einem Metronom, wo ein lautes Ticken den (kleinen) Spurwechsel in regelmäßigen Intervallen andeutete.
Freie Zugriffe im Dateisystem “ratterten” lauter und ungleichmäßig, wenn der Kopf
zwischen vielen Spuren mal weiter mal kürzer bewegt wurde.
Das Öffnen von zwei Dateien ertönte etwa so:
traaaa-traaa-traaaaaaa tak-tak-tak-tak-tak-tak-tak traaaaa-traaaaa tak tak tak tak
Ganz interessant waren fehlerhafte Disketten, wo der Schreibkopf sehr schnell immer
auf die gleiche Position gesetzt wurde und dann nochmal vollständig ausgerichtet
wurde um den Leseversuch zu wiederholen.
Das hörte sich etwa so an:
traaaaaaa t-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t traaaaaa t-t-t-t-t-t-t-t-t
Soa wusste man rein akustisch, dass das Betriebssystem gleich einen Lesefehler melden würde.
5.25 Zoll Disketten-Varianten
Die Daten werden auf der Diskette in Spuren (Cylinder oder Tracks, also Kreise
auf der Scheibe) geschrieben, die in Sektoren unterteilt sind.
Ein kleines Loch in der Datenscheibe lässt das Laufwerk erkennen, wann
eine Umdrehung fertig und der nächste Sektor 0 erreicht ist.
Die Diskette konnte entweder nur auf einer Seite beschrieben werden
(Single-Sided) oder auf beiden (Double-Sided), was dann durch die
Anzahl der benutzten Lese/Schreib-Köpfe des Laufwerks (Heads) realisiert
wurde.
Ja nach Qualität des Mediums lassen sich mehr oder weniger Seiten, Spuren und
Sektoren auf einer Diskette unterbringen.
Physikalisch adressiert wurde nach dem CHS
(Cylinder, Header, Sector) Schema. Der logische Sektor 0 befand sich also an
Spur (Cylinder) 0, Kopf (Head) 0, und Sektor 0.
Ich kenne grundsätzlich 3 Formate (4 wenn man das Toshiba Spezialformat einbezieht):
- 360 KB,
DD
(Double Density), Double-Sided (DS) mit 40 Spuren und 9 Sektoren - 180 KB, wie zuvor, eben nur auf einer Seite formatiert (40 Spuren, 9 Sektoren).
- 1.2 MB,
HD
(High Density), Double-Sided (DS) mit 80 Spuren und 15 Sektoren
Single Density Disketten sind mir nie untergekommen (so weit ich weiß).
Fehlerrate
Die meisten Daten habe ich schon vor vielen Jahren von den Disketten wegkopiert, womit ich heute nur mehr wenige übrig habe, die “prüfbare” Daten beinhalteten, doch der Großteil funktioniert offenbar noch und hat alle Daten gehalten.
Meine durchschnittliche Fehlerrate ist aber dennoch etwas höher und das liegt
an einem absoluten Billigfehlkauf Ende der 90er.
Man erkannte die mangelhafte Qualität am lieblosen logofreiem Papiersticker
und dem furchtbaren Reibgeräusch, sobald die Schreibe zu rotieren begann.
Man hätte diese Varianten eher Schleifkette statt Diskette nennen sollen.
Schon damals fielen mir viele dieser Disketten schon am ersten Arbeitstag aus. Heute funktioniert keine einzige mehr und wenn man die Datenscheibe vor eine Lichtquelle hält, erkannt man die Kratzspuren, wo sich das Material bereits zersetzt hat, oder durch Rauheiten in der Plastikhülle abgekratzt wurde.
Doch diverse Qualitätsdisketten aus den 80er Jahren liefern immer noch zuverlässig ihre Daten und ließen sich heute im Test fehlerfrei neu formatieren.
Schreibschutz
Bis heute “legendär” ist die Schreibschutz-Ecke (write-protect-notch) auf der
rechten Seite einer jeden 5.25 Zoll Diskette.
3 cm von oben wurde ein 6 x 4 mm Rechteck aus der Schutzhülle weggestanzt,
womit das Laufwerk erkennen konnte, dass die Diskette beschreibbar ist.
Wenn man diese “Ecke” mit einem undurchsichtigen Sticker überklebte, galt die Diskette als schreibgeschützt, womit das Laufwerk nur noch Lesevorgänge zuließ.
Solche Disketten-Klebestreifen waren bei den teureren Modellen einfach bei,
oder konnten separat gekauft werden.
Oder man nutzte einfach ein Stück Papier mit einem üblichen Klebeband um
die Ecke “abzudichten”.
Formatierung
Damals unter DOS nutzte man das
klassische FORMAT A:
um eine uninitialisierte Floppydisk nutzbar zu machen
oder um eine zu löschen und zu testen.
Mit dem Parameter /F:xxx
konnte man die Größe in Kilobytes angeben,
womit man explizit mit /F:180
, /F:360
oder /F:1200
die Sollkapazität
angeben konnte.
Das funktionierte nur mit Kapazitäten kleiner oder gleich der korrekten
Größe. Man konnte also keine 360 KB Disk auf 1.2 MB hochformatieren,
doch eine 1.2 MB Diskette wurde so auf 360 KB limitiert.
Irgendwo zwischen Windows 2000,
XP und Server 2003 hat Microsoft diesen Parameter jedoch auf 1440
für
3.5 Zoll Disketten reduziert. Alle anderen Angaben werden abgelehnt.
Es gibt jedoch noch die Low-level Parameter /T:tracks
und /N:sectors
mit denen man explizit die korrekten Größen angeben kann:
- 360 KB:
format b: /T:40 /N:9
(40 Spuren * 9 Sektoren * 2 Seiten * 512 Bytes pro Sektor) - 1.2 MB:
format b: /T:80 /N:15
(80 Spuren * 15 Sektoren * 2 Seiten * 512 Bytes pro Sektor)
Für eine Limitieren auf nur eine Seite konnte ich keinen Parameter finden. Schade, denn früher gab es den Trick, eine doppelseitige Diskette nur einseitig zu formatieren, dann stanzte man selbst eine Ecke auf der linken Seite aus und konnte die Diskette so auf der zweiten Seite separat formatieren, in dem man sie verkehrt einlegt.
So konnte man auf jeder Seite der Diskette ein eigenes Dateisystem anlegen. Nützlich war das eigentlich nicht, eher eine Spielerei. Aber man konnte so auf einer Diskette zwei unterschiedliche bootbare Betriebssysteme halten. (Denn zu DOS 2/3 Zeiten belegten die Startdateien nicht mehr als 100 KB.)
Fazit
Augen auf! Liebe SD-Karten Hersteller.
Denn viele “modernen” Medien überleben keine 5 Jahre und verlieren dabei ihre Daten.
Doch 5.25 Zöller halten diese 30 Jahre und länger.
Mir ist natürlich schon klar, dass 360 KB und 1.2 MB mit heutigen Gigabyte
SD-Karten nicht vergleichbar sind.
Aber wenn ich nun meine 100 KB Textdatei aus der Schule noch lesen kann,
jedoch das 10 MB Word-Dokument (mit gleichwertigem Textinhalt!) von der
SD-Karte am Smartphone einfach nicht mehr öffnen kann, dann werde ich wieder
zu folgender Aussage verleitet:
Früher war alles besser!
Ein Hoch jedoch auf die kultigen 5.25 Zoll Disketten … die heute wohl nur
noch die alten Hasen kennen.
… damals … als man den Datentransfer noch hören konnte.
Nachtrag: Diskette zerlegen
Wenn man schon eine defekte Diskette entdeckt hat, kann man auch die Hülle auffalten und einen Blick hineinwerfen:
- Die Hülle ist einem Kuvert ähnlich und die Faltstreifen sind mit
Druckpunkten an die Hülle “getackert”.
Mit einem Taschenmesser lässt sich das leicht wieder “aufdrücken”.
- Die Magnetscheibe ist an den Innenseiten durch eine Schutzfolie an der Hülle ummantelt.
- Die faserige Struktur der Schutzfolie ist in den 30 Jahren offenbar auch schon
sehr vergilbt.
- Auf der Magnetscheibe kann man schön das “Index-Loch” sehen, über welches das Laufwerk den Beginn des ersten Sektors feststellen kann, wenn sich die Scheibe dreht.
- Aufgefaltet besetzt eine solche Diskette eine recht große Oberfläche