ITX Gehäuse selbstgedruckt

Aus vergangenen Tagen habe ich einige ITX PC Gehäuse in denen meine Test-Notfall- und Backupboards verbaut sind. Die liegen etwas bei Größen von 32x27x7 cm und bieten auch für 3.5 Zoll Festplatten Platz.

Mini-ITX Boards sind aber nur 17x17 cm lang und breit. Und 2.5 SSDs oder M2 Chips viel kleiner geworden sind, fragte ich mich, ob ich nicht auch mit einem viel kleineren Gehäuse auskommen kann.


Meine gefundene Lösung heißt: 3D Druck des kleinst möglichen Gehäuses von Thingiverse von User Daduck748.
Dabei handelt es sich um ein 18x18x5 cm großes ITX-Gehäuse, welches mir nur einen Bruchteil der sonst üblichen Blöcke an Platz raubt. Der Stromadapter ist dabei natürlich extern zu betreiben.

Folgende Voraussetzung brauchte man für das Gehäuse:

  • Ausgelegt für unter 60 Watt:
    Meine Intel Atom Boards kommen selten über 15 Watt mit SSD Betrieb und selbst mit richtigen Festplatten werden 25 Watt nicht überschritten. Wer aber mehrere Laufwerke braucht und dann USB-Geräteorgien veranstalten will kann hier aufhören weiterzulesen.
  • Minimalistisches Mainboard Netzteil:
    Sie heißen auch “PICO-PSU” (Pico Power Supply Unit) und werden direkt ans Mainboard angesteckt. Das spart den Platz eines gesamten Netzteils weg und man findet sie im Land der Mitte schon ab 15 Euro. Pico-PSU
  • 60 Watt Strom-Adapter mit 12 Volt Spannung:
    Die Pico-PSUs werden alle mit 12 V betrieben, folglich braucht man noch ein externes Netzteil, das die Steckdose mit dem Board kompatibel macht. Auch diese Teile bekommt man als Power-Supply-Adapter beim fernöstlichen Händler ab 10 Euro pro Stück. Sie müssen den Strom nur über die üblichen runden DC-Stecker liefern, aber ich habe noch keine gesehen, die andere Steckerformate nutzen. Wichtig ist auch die übliche Konvention, dass in der Mitte Strom geliefert wird und außen am Stecker GROUND liegt. 12V-Power-Adapter
  • SSD, eSATA oder M2:
    Je weniger Platz der Datenträger braucht, um so besser. Zwar sind auf dem Gehäuse-Druck auch Löcher für die Befestigung einer 2.5 Zoll Platte vorgesehen, doch wegen der geringen Höhe kollidiert das zumindest bei meinen Boards mit dem CPU Kühler. Ich musste die SSD einfach ins Gehäuse ohne Fixierung “hineinlegen”. Das ist bei mir kein Problem, aber mit einem noch kleinerem mSATA oder M2 Chip wäre das noch eleganter gelöst gewesen und die SATA Kabel hätte man sich auch erspart.
  • PC-Schrauben:
    Tja und final braucht man noch ein paar übliche PC-Schrauben um das Board am Gehäuse zu fixieren und den Deckel zu fixieren.

Der Druck dauerte auf meinem Ender-3 etwas über einen Tag. Unter 10 Stunden für den Deckel und unter 16 Stunden für die restliche Box. Doch im Vergleich zu einer Bestellung mit Zulieferung war das immer noch verdammt schnell. Und wenn man den Druck halbwegs gut plant, z.B. Deckel über Nacht und den Rest dann am Morgen, dann hat man Folgetag um Mitternacht sein Gehäuse fertig.

ITX-Case-01

Mein früherer Mini-Server aus dem Jahr 2011 (ein D2700MUD) bietet leider weder M2 noch mSATA Support, also ware eine normale 2.5 Zoll SSD die einzige Alternative. Und trotzdem passte alles halbwegs in die kleine Schachtel.

ITX-Case-03

Am Ende musste ich nur noch zwei Kabel an einen Druckschalter anlöten und mit Doppelklebeband hinten neben den Steckern fixieren. Das andere Ende ging zu den Power-Pins am Board. So kann ich das Teil “wie üblich” einschalten.

Ein störendes Detail befand sich hinten auf der Anschlussleiste meines Boards. Die (vollkommen sinnlosen) 3 Audiobuchsen sind blöderweise um 2 Millimeter zu hoch, womit sich der Deckel nicht mehr schließen lässt.

Sorry, aber wer hat je den Line-In eines Mainboards benutzt? Dieser 3. Audio-Anschluss ist spätestens seit dem Ende der analogen TV-Karten vollkommen sinnlos geworden und eben solche Karten haben in ein ITX-Geräte nie hinein gepasst … also wozu wurde dieser Anschluss verbaut ???

Ich musste also 1x2 cm vom Deckel “wegschneiden”, damit der Metallblock aus dem Deckel herausragen konnte.
Zum Glück schneidet aber mein Lötkolben durch den mit PLA Filament gedruckten Deckel wie ein Messer durch Butter.

ITX-Case-04

Fazit

Ich bin recht zufrieden und werde das Gehäuse nun weiter nutzen.
Falls ich wieder mal eines ausdrucken wollen würde, dann würde meine Wahl auf ein etwas höheres Modell fallen, um Platzproblemen aus dem Weg zu gehen.

Natürlich wirkt das Gehäuse “billig” wegen seiner Plastiknatur, aber es ist funktional und reicht für meine Zwecke aus. Unter Last wird es wegen der passiven Kühlung schon recht warm da drinnen (bis zu 70 Grad), doch das liegt innerhalb der Toleranzgrenzen.

Ich denke aber trotzdem darüber nach, noch einen kleinen Lüfter einzusetzen, der zumindest die Luft etwas durchwirbeln soll. Schließlich sollen die Chips ja nicht andauernd in der Sauna sitzen müssen.

Hmm … ein PC Gehäuse selbst “ausdrucken”.
Genial was heute möglich ist.

So etwas hätte es früher einfach nicht gegeben!

Nachtrag: Gehäuse Nr. 2

Ein Gehäuse war nicht genug. In den Folgetagen wollte ich noch ein zweites größeres ausprobieren. Meine Wahl fiel auf das Screwless & silent mini ITX computer case, das aus zwei zusammensteckbaren Hälften besteht.
Das Vorderteil kann dabei in Ausnehmungen des Hinterteil “einrasten” und hält so das Gehäuse stabil zusammen, ohne dass eine einzige Schraube notwendig wäre.

ITX-Case-05

Die Ausnehmung für einen Lüfter habe ich noch nicht befüllt, weil ich die passende Größe gar nicht besitze. Es stört mich aber auch nicht, wenn das Teil offen bleibt, womit auch durch Passiv-Kühlung genug Luft durchströmen kann.
Doch … zugegeben … hätte ich auf dieses Detail besser geachtet, wäre meine Wahl vielleicht doch auf ein Modell gefallen, wofür ich die richtige Lüftergröße zu Hause habe.

ITX-Case-06

Hier konnte ich endlich die originale Blende zwischen die Anschlüsse und das Gehäuse klemmen, womit der Bereich nun besser geschützt ist.

ITX-Case-07

Die Druckzeit ging allerdings auf fast zwei Tage hoch, denn jedes Einzelteil brauchte an die 20 Stunden.
Mit der Lösung bin ich nun aber noch mehr zufrieden und das vorherige Gehäuse darf nun für ein weiteres meiner ITX-Board herhalten, wo es noch besser passt.

Hmm … ich frage mich, ob ich überhaupt je wieder ein ITX-Gehäuse wo kaufen muss, denn die Druckoption ist für mich eine echte Alternative geworden.

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!