Träume und Visionen
« | 31 Jan 2020 | »Bis heute habe ich Mitleid mit Wil Wheaton,
dem Darsteller der Figur des Whesley Crusher
aus Star Trek Next Generation.
Seine Rolle wurde unter Fans schnell als dumm und unrealistisch abgetan.
Doch für mich, der die Serie damals in den 90er Jahren fast täglich im
Nachmittagsprogramm sehen MUSSTE, war er DAS Vorbild:
Ein hochbegabter Junge, stets wissbegierig, DER Computerexperte schlecht hin
und immer bemüht durch kreative Ideen den Tag zu retten.
Nun, heute denke ich mir:
Was wäre wohl aus mir geworden, wenn z.B.: ein Mad Max mein Vorbild geworden wäre?
SciFi
In der IT finden wir eine recht große Menge an SciFi
Fans, und das ist gut so!
Ich gebe aber zu, dass die Intensionen der Fans völlig unterschiedlich sind.
Star Trek und unzählige Referenzen darauf finden wir nicht nur in
Computerspielen sondern auch in Programm- oder Komponentennamen. Gleiches
geschieht auch mit anderen Fantasy-Titeln wie z.B.: Herr der Ringe.
Ich war von Kindesbeinen an fasziniert von Raumschiffen. Und vor allem interessierte mich dort stets der “Maschinenraum” und der entsprechende Ingenieur, der mit kryptischen Schalter- und Tastenkombinationen dramatische Situationen herbeiführen oder auflösen konnte.
Und so unterteilte ich die Serienfolgen in die Kategorien: Herz-Schmerz-Psycho
und Technik.
Immer wenn eine Folge mit einem fremden Menschen begann, wusste ich, dass
sich wer verlieben und dann jemand getötet wird und das langweilte mich sofort.
Wurde aber ein rätselhaftes Signal empfangen, war es sicher eine neue
Lebensform oder ein astrologischen Phänomen, dass dem Schiff zuerst Schaden
würde und nur durch technische Kniffe würde man die Situation auflösen können.
Genau das liebte ich und konnte mir diese Folgen in Endlosschleife durchgehend
ansehen.
Wenn sich das Weltbild ändert
Ich glaube, dass diese sich wiederholende Prämisse:
Wir können alles durch kreative neue Ideen in der Technik lösen.
meinen weiteren Lebensweg deutlich gezeichnet hat. Und als ich meinen ersten PC erhielt waren Spiele zwar auch interessant, doch die Vorstellung, man könnte dort “etwas erschaffen”, das dann auf Knopfdruck ein Problem selbstständig löst, führte mich unweigerlich zur Programmierung.
Ich weiß nicht, ob mir dieser Weg wirklich so vorbestimmt war, oder ob er mir durch bunte Bilder aus Film- und Fernsehen anerzogen wurde, aber ich bin mir sicher, dass ohne diesen Einfluss vieles anders verlaufen wäre.
Obwohl ich die Folgen der “Herz-Schmerz-Psycho” Kategorie gerne mal übersprungen habe, stelle ich aber dennoch fest, dass sie einen womöglich tieferen Eindruck hinterlassen haben, als ich das damals angenommen hätte. Denn in jenen Szenen wurden oft gesellschaftskritische Ideen und Andeutungen ausgestrahlt, die einen unterbewusst nachdenken lassen, ob unsere Welt nicht an einigen Stellen schwer erkrankt ist, und wo wir durch “Technik” alleine nichts bewirken können, sondern wo wir nur durch sich weiterentwickelnde Menschlichkeit und Anstand Verbesserungen erzielen können.
Als der Ferengi Quark in DS9 sich über sozialere Gesetzesentwürfe mit den Worten:
Wo kommen wir da hin, wenn man von seinen Angestellten nicht mal mehr sexuelle Zuwendungen einfordern kann.
lästert, habe ich damals gelacht.
Doch heute, nach einer #Me-Too Debatte
und mit der Lebenserfahrung wie unanständig es mancherorts zugeht, fällt mir
mehr und mehr auf, dass diese subtile Szene damals meine heutige
Aufmerksamkeit abändert.
Und ich bedauere, dass viele Mitmenschen diesen Blick nicht haben oder
solche Missstände aktiv leugnen.
Und es gäbe zahlreiche andere Beispiel zum Thema Kapitalismus, Populismus und Umweltschutz, die ebenso durch plakative Szenen damals schon kommuniziert wurden.
SciFi als Wegweiser oder Realitätsflucht
Ich bin der festen Überzeugung, das SciFi eine essenzielle Notwendigkeit für
den Fortschritt ist. Wir brauchen jene kreativen Köpfe die sich eine Zukunft
in bunten Bildern ausmalen und bei uns anderen die Sehnsucht auslösen, diese
Bilder Wirklichkeit werden zu lassen.
Wir brauchen auch Abstraktion und die Verlegung unserer aktuellen Problem in
eine fiktive Welt, wo wir sie mit fiktiven Lösungen bekämpfen können.
Denn nur so bekommen wir das sprichwörtliche Brett vor dem Kopf mal kurzfristig
abgelegt, damit wir aus der Vogelperspektive die Probleme der Realität erkennen
und angehen können.
Oft beklagen wir aktuelle Verhältnisse aber sind unfähig selbst einen Lösungsweg zu erdenken, der allgemein gültig und nicht rein egoistisch motiviert ist. Doch mit “erfundenen Modellen aus der Zukunft” können wir Denkhilfen nutzen und aus der Fallgrube namens “Da-kann-man-eh-nix-machen” befreien.
Doch nicht immer sind SciFi Produktionen der Weg zu Lösung. Und so bedauere ich, dass ausgerechnet die modernen Mittel der Technik das SciFi Genre zumindest auf der Leinwand degenerieren lassen.
Denn wenn man unter der Prämisse “Sex sells” keine 30 Minuten ohne einen
nackten Busen aufzeichnen kann, so wird SciFi leider immer mehr zur digitalen
Blitzgewitterschlacht.
Anstatt einer intelligenten Story, liegt das Hauptaugenmerk auf
Spezieleffekten. Und es fließen Millionen in die Findung der richtigen Farbe
eines Laserstrahls, während die Figuren keine vernünftigen Dialoge mehr
abbekommen.
Fazit: Denkt an die Zukunft!
Ich hoffe daher, dass einerseits die Autoren aber noch viel mehr die Produzenten von SciFi Titeln in Zukunft wieder mehr an die geistige Wirkung ihres Schaffens denken, als an reine Farbenspiele und schnelle Effekthascherei.
Die Erfinder von Mobiltelefonen haben schon lange bekannt gegeben, dass
Captain Kirks “Kommunikator” die Vorlage ihrer Idee war.
Und es gibt wohl auch keinen Astrophysiker, der nicht schon einmal über den
Warp-Antrieb nachgedacht hat.
Daher ist es also wichtig “neue” Ideen aufkommen zu lassen um sie Stück für Stück in die Köpfe der Menschen zu bringen. Vielleicht geht die eine oder andere Saat dort auf und wir können dann beruhigt ins Utopia von Morgen übersiedeln und schaffen es dort vielleicht unnötige Angewohnheiten wie Krieg und Zerstörung hinter uns zu lassen.