Office: Serienbriefe und Stundenlisten

Bevor ich erste Schritte in Richtung Programmierung machte, war der PC vor allem eines: Ein Druckstudio.

Vor dem Jahr 2000 waren PCs - man kann sich das heute kaum noch vorstellen - nur in wenigen Haushalten vertreten …
Und wenn doch jemand so eine Kiste auf dem Schreibtisch in der Ecke hatte, war neben Spielen eine Anwendungsgruppe führend: Textverwaltung und Tabellenkalkulationen.


Microsoft hatte hier schon immer klar die Nase vorne und so sind die beiden Produkte “Word” und “Excel” bis heute jedem ein Begriff.

Auf meinem ersten 80386 PC war neben Windows 3.11 tatsächlich ein “Word für Windows 2.0” installiert. Ich habe allerdings nur noch wenig Erinnerung daran, weil ich es durch ein paar Dateiverschiebungen versehentlich zerstört hatte. Originaldisketten waren nicht dabei und somit war mein PC “Office-los”.
(Ein Glück, denn somit konnte ich mich QBASIC und der Programmierung widmen.)

Als in der Schule auf Windows 3.1 umgestellt wurde, lernte ich dort den damals härtesten Konkurrenten von Microsoft’s Office kennen: WordPerfect.

Und nachdem unsere damalige Informatiklehrkraft (eigentlich Leerkraft) die Schüler dazu missbrauchte diverse Papierdokumente des Stadtarchivs abzutippen, um ihre politische Karriere anzukurbeln, war WordPerfect das von uns am meisten benutzte Programm (neben jenen, die “für die Schule” da waren).
Ich erinnere mich jedoch daran, dass Word Perfect wirklich wesentlich mehr drauf hatte, als mein WinWord 2.0.

Als dann einige Jahre später (1997/98) im Gymnasium jene Jungs auftauchten, die in der Manteltasche selbst gebrannte CDs mit hatten um sie zu verkaufen, kam ich an den berühmten “Office Sampler”, der von Office 95, Publisher 95 und Money 95 bis hin zu Norton Tools und Antivirus einiges zu bieten hatte.

Fast parallel dazu gab es das brandneue Office 97 ebenfalls an der dunklen Ecke zu kaufen. Und mit diesem “Office” stieg ich erstmals in diese Welt richtig ein. Word 97

Wer erinnert sich noch an “Karl Klammer”, die animierte Büroklammer in der Bildschirmecke, die während der Arbeit Tipps zu Programmfunktionen gab und lustige Bewegungen machte, wenn ein Dokument geladen und gespeichert wurde? Office 97 Assistent Ich mochte jedoch den an Einstein erinnernden “Professor” am liebsten.

Diese “Kinderei” hat Microsoft auch noch im Nachfolger Office 2000 integriert, bevor sie mit Version 2003 wieder aus dem Produkt entfernt wurde.

Jedenfalls, habe ich heute noch einige Dokumente aus jener Zeit auf Disketten und Backup-CDs, als ich Schulmappen “digitalisierte”.
Mit einem damaligen Druckern (zuerst ein HP Deskjet, dann ein kleiner Canon) wurde ich schnell von der Verwandtschaft entdeckt, die sich bei mir das eine oder andere Werbeplakat für ihr Familienunternehmen drucken ließ.

Ich machte dann tatsächlich auch mal bei einem Office-Kurs mit, wo man so Sachen wie “Serienbriefe” durchackerte, wo Briefe mit Daten aus kleinen Access-Datenbanken befüllt wurden um sie dann zu drucken und zu versenden. (Man bedenke, E-Mail gabs zwar schon, aber keiner hatte Internet).

Wirklich interessant wurde es für mich ab dem Jahr 2000, denn als ich entdeckte, dass man Excel (und auch alle anderen MS Office Apps) mit Visual Basic Code erweitern konnte, konnte ich meine ersten inoffiziellen “Programmieraufträge” dafür entgegennehmen. Excel 97

Und so wurden “automatisch” Excel-Tabellen befüllt und Berichte als Word-Dokumente ausgegeben, was an so manchem PC-Arbeitsplatz als magisches Hexenwerk angesehen wurde.

Doch nachdem ich mit C++ so ab 2006 meine heißeste Liebe entdeckt hatte, gingen meine Kontakte mit Office-Apps gegen Null. Mit Version 2007 und 2010 hatte ich lediglich als Administrator zu tun, wenn es darum ging, diese so auf Fileservern zu platzieren, dass sie per Fernwartung oder automatisch installiert werden konnten.

In jenen Tagen (so ab 2010) war Microsofts Office bei mir zu Hause überhaupt nicht mehr zu finden und wurde nur in der Firma für die Stundenabrechnung am Monatsende genutzt.

Wenn es notwendig war, Office-Dokumente zu bearbeiten, griff ich zu den kostenlosen Open-Source Angeboten wie OpenOffice und LibreOffice.
Leider muss ich weiter sagen, dass beide Produkte bis heute (2019) kein adäquater Ersatz für Microsoft Office sind, weil es immer wieder zu Fehlern kommt, wenn in XYZ Office etwas gespeichert wird und dann in Microsoft Office geöffnet wird. (Das mag aber vielleicht auch an Microsoft liegen.)

Heute lebe ich nahezu Office-frei, weil ich keine “Dokumente” mehr schreibe. Mit LaTex, MarkDown und Doxygen habe ich gute Tools, die meinen “Output” in ansehnliche PDF Dokumente oder HTML übersetzen und deren Quellen in jedem beliebigem Texteditor bearbeitet werden können.

Wenn es dennoch notwendig ist, ein Office Formular auszufüllen oder eine Tabelle zu bearbeiten, so geschieht das heute online.
Denn auch die kostenlosen Angebote von Microsoft wie OneDrive oder Googles GoogleDrive besitzen Online-Editor für Dokumente, die nahezu perfekte Dokumente erzeugen.

Fazit

Es ist erstaunlich, wie viele Entwicklungen “Office” Produkte in den vergangenen 3 Jahrzehnten durchgemacht haben. Noch erstaunlicher ist, dass die Anforderungen von 1 MB RAM auf 1 GB gestiegen sind, aber die meisten Anwendungen wie Texte schreiben oder Tabellenzellen addieren sich kaum verändert haben.

Ich glaube in der Tat, dass ein Office 95 heute ebenso noch einen üblichen Büroalltag abbilden kann, denn seien wir mal ehrlich … wer braucht schon die vielen Features, die über die Jahre hinzugekommen sind.

Content wird heute vermehrt online erstellt und als HTML repräsentiert, von daher denke ich, dass Office Anwendungen im Laufe der Zeit weniger werden.

Verschwinden werden sie jedoch nie, denn … es ist einfach unglaublich, wie viel heute auch in großen Unternehmen alles noch in Excel-Tabellen abgebildet wird.
Es gäbe zwar für viele Bereiche bessere Tools … aber Excel überlebt sie alle! … für immer …

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!