USB Sticks und Windows 98

Man kann Windows 98 heute nur noch mit komplexen Mitteln (VM in anderer VM) zum Laufen bekommen.
Ich habe jedoch alte VIA-Epia Boards, auf denen Vista und höher nicht mehr lauffähig sind.

Warum installiere ich also dieses alte OS nicht auf der alten Hardware?

Gesagt ⇨ getan ⇨ Probleme


Meine VIA ITX Geschichte

Meine VIA Epia Board waren so um 2004 herum in den Läden und dienten mir als Basis für meine Home-Server mit Active Directory und Netzlaufwerken.
Im Gegensatz zu “normalen” Computern, die selten unter 60 Watt für ihr häufiges Nichts-Tun verfraßen, kamen die ITX Boards von VIA nie über 20 Watt und bequemten sich im Leerlauf auch mit 15 Watt.

In Zeiten von Raspberry PI ist das viel, aber damals war es ein Hit, der Stromkosten merklich sparen konnte.

Leider haben die Boards das Jahr 2007 endgültig nicht überlebt. Windows Vista war wegen seltsamer IRQ Bluescreens nicht mehr installierbar und beim Nachfolger Windows 7 war das nicht anders.

Offenbar hatte VIA (wie schon bei früheren Cyrix Prozessoren) etwas anderes implementiert oder ein paar Chips weggelassen, die man aber von Intel-kompatiblen System erwarteten konnte.

Und so war Windows XP das letzte Betriebssystem, was darauf lief. Auch heutige Linux-Distros, bzw. welche von um 2010 konnte ich nicht mehr auf dieses Board bringen.

VIA EPIA Board

Windows 98

Ohne ein verbautes CD-Laufwerk war mein Ansatz über einen USB Stick zu booten. In jener Zeit war dieses Feature gerade aufgekommen und so nutzte ich Rufus um einen Stick DOS -like zu formatieren, damit beim Start eine Free-DOS Instanz hochfahren konnte, um von dort aus Windows Setup zu starten.

Man musste dazu im BIOS den Bootprozess auf HDD-1 ändern anstatt von HDD-0, der Systemfestplatte.
Doch da ergab sich das Problem, dass nun der USB Stick Laufwerk C: war und die Festplatte Laufwerk D:

Ich kopierte daher Windows Setup vom Stick auf die Platte und übertrug mit sys D: die Systemdateien, damit es beim nächsten Neustart als C: neu erkannt werden sollte.

Beim Neustart wechselte ich im BIOS wieder auf den HDD-0 Boot und zog den Stick ab.
Die Installation von Windows 98 lief dann ganz regulär durch, bis …

Treiber und USB Stick Zugriff

Nach der Installation waren Treiber nötig und tatsächlich hatte ich noch eine alte CD mit passenden Versionen. Also kopierte ich diese von meinem Hauptrechner aus auf den USB Stick und steckte diesen am Epia Board an.

Und dann kam der Dialog, man möge eine Treiber bereitstellen, damit man mit dem Stick arbeiten kann.

W-T-F! Ein schönes Henne-Ei Problem.

Wie soll ich denn bitte einen Treiber für den USB Stick installieren, wenn dieser auf dem USB Stick drauf ist?

Das gleiche Problem hatte ich auch beim Versuch des Anschlusses meines USB-CD-Laufwerks und meines USB Disketten Laufwerks.

Windows 98 kam zwar mit USB-Hostcontroller-Support aber ohne Treiber für Speichergeräte wie USB-Sticks, -CD-ROMs oder -Disketten.

Im Netz findet man hierfür eine Lösung: Man installiert den
“Generic USB Mass Storage Driver” für Windows 98. Ich fand hierfür eine nusb36e.exe. Aber auch diesen musste ich irgendwie auf das System übertragen.

Folgende Lösungen wären da möglich gewesen:

  • Man schließt ein altes IDE-CD-Laufwerk ans Board, denn ein solches war damals üblich und wäre lesbar gewesen.
  • Auf Boards mit Floppy-Controller (mein EPIA hatte keinen mehr) hätte man auch noch ein altes Diskettenlaufwerk anschließen können um Dateien stückweise hinkopieren zu können.
  • Man bootet wieder vom USB Stick und nutzt DOS.

Die letzte Möglichkeit hat einen etwas ironischen Charakter. Denn das alte BIOS kann den Stick wie eine Festplatte aussehen lassen und z.B. wieder FreeDOS davon booten. In FreeDOS hat man wieder den Stick als Laufwerk C: und die Festplatte als Laufwerk D: und kann so per COPY alle notwendigen Dateien kopieren.

Nach einem Neustart und Boot von der Platte kann man die Treiber in Windows 98 installieren und dann problemlos weitere Sticks oder Laufwerke per USB ansprechen.

Fazit

Vor über 20 Jahren entdeckte ich noch als Junge meine Liebe zur IT. Es ist schlimm wie schnell die Zeit verging und wie binnen 5-10 Jahren ein “modernes” System zum alten Eisen wird, das überhaupt nicht mehr benutzt werden kann.

Gerade unsere PCs zeichnen sich theoretisch durch das höchste Maß an Kompatibilität aus und dennoch ist die Lebensdauer einer OS und Hardware Generation extrem verkürzt.

Meine heutige Erfahrung war ein schöner Nostalgie-Flash aber zeigt auch auf, wie unpraktikabel es geworden ist, mit alten Systemen zu arbeiten. Die Jungs und Mädels “von heute” können sich kaum vorstellen was für eine primitive Zeit das damals war … und ich vermute mal, dass auch sie in 10-20 Jahren von der Zukunft überrascht sein werden, und wie primitiv die heutigen Standards dann wirken.

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!