STAR64: ein RISC-V von PINE64
« | 09 Sep 2023 | »Ein neuer Stern ist am Himmel erschienen. Mit dem STAR64 habe ich nun ein Raspberry-PI 4 ähnliches RISC-V System in meine Familie aufgenommen und freue mich, dass diese CPU Architektur langsam im Endanwendermarkt angekommen ist.
Vor 20 Jahren war es für mich unvorstellbar, dass es noch etwas anderes als X86 PCs zum digitalen Arbeiten geben kann. Exotische Taschenrechner und wenige PDAs mal ausgenommen.
Vor 10 Jahren sah ich, dass ARM Geräte den klassischen X86 PC langsam verdrängten.
Und heute sehe ich, dass mit RISC-V auch ARM einen wachsenden Konkurrenten bekommt.
STAR64 Hardware
Das Star64 Model-A baut auf einer 64-bit RISC-V Quad-Core CPU auf, die es auf 1.5 GHz bringen kann. Ich habe mir das Modell mit 8 GB RAM gegönnt. Bestromt wird das 13x8 cm Board offiziell mit einem 12 V Netzteil über einen üblichen Hohlstecker, wie er auch bei einigen ITX Mainboards zur Anwendung kommt.
Ein solches 12 V Netzteil hatte ich ohnehin zu Hause und musste daher keines mitbestellen. Die geforderten 3.5 Ampere würden somit 45 Watt ergeben. Doch selbst bei CPU Volllast beim Kompilieren, kam das Gerät bei meiner Messung nicht über 8 bis 9 Watt hinaus … also ein echter Stromsparer. Ich habe allerdings auch keine Erweiterungskarten angeschlossen oder USB belastet … von daher sind die 8 Watt also dennoch eine untere Grenze.
WLAN, 2x LAN, HDMI, 3x USB2, 1x USB3 sind vorhanden, allerdings an gegenüberliegenden Enden verbaut.
Für einen Desktop mit “Hinten-Strom” und “Vorne-USB” passt das gut, bei meiner Verkabelung am KVM-Switch war es etwas ungünstig. Cool wäre gewesen, wenn es neben HDMI und LAN Buchse noch einmal USB für Tastatur und Maus gegeben hätte.
Software
Das System kann entweder von SD-Karte oder eMMC Karte booten, was man über kleine Schalter konfigurieren kann:
Ich kopierte ein fertiges Desktop-Linuximage basierend auf dem Yocto Projekt einfach auf eine SD-Karte und schon konnte das Gerät starten.
Ein Armbian Image hätte ich auch ausprobieren wollen, doch dieses wurde nicht erkannt. Nach Anschluss eines seriellen Adapters an den Pins 6, 8 und 10 konnte ich eine Fehlermeldung am COM-Port abfangen.
Was man ebenso am COM-Port bei einem erfolgreichen Boot sehen kann, ist:
1U-Boot 2021.10 (Jun 05 2023 - 16:23:55 +0000)05062023 2 3CPU: rv64imacu_zba_zbb 4Model: Pine64 Star64 5DRAM: Not a StarFive EEPROM data format - magic error 64 GiB 7MMC: sdio0@16010000: 0, sdio1@16020000: 1 8Loading Environment from SPIFlash... SF: Detected gd25lq128 with page size 256 Bytes, erase size 4 KiB, total 16 MiB 9*** Warning - bad CRC, using default environment 10 11Not a StarFive EEPROM data format - magic error
Da wurde also einiges vom StarFive Modell übernommen. Ärgerlich ist dabei allerdings, dass mein 8GB Modell nur mit 4 GB angesprochen wird … und das ändert sich auch später nach dem Laden des Linux Kernels nicht mehr.
Ich vermute mal, ich muss irgendwann den Bootloader ersetzen, damit die vollen 8 GB nutzbar werden … aber vorläufig werde ich damit leben können.
Beim ersten Start wird die Partition auf die gesamte Größe der SD Karte ausgeweitet und dann nochmal neu gestartet.
Am Ende landete ich in einer KDE-Login Maske, die mich mit Benutzer- und
Passworteingabe (beide lautend auf pine64
) zum üblichen Linux Desktop
weiterleitete.
Von dort konnte ich grafisch meinen WLAN-Router einbuchen und schon war das Gerät im Netz. Dort wurden dann zahlreiche Updates nachgeladen und nach einem finalen Reboot war mein STAR64 voll nutzbar.
Performance und Stabilität
Dass ein RISC-V System aktuelle ARM Kerne nicht überholen wird, war mir im Vorfeld klar. Am besten vergleichbar war die Performance mit einem Raspberry-PI 4. Dieser mag vielleicht beim booten etwas schneller sein, doch wenn ich einen Kompiliervorgang startete, dann war die Fortschrittsgeschwindigkeit gefühlt sehr nahe am RPI-4.
Für mich also absolut OK für die Softwareentwicklung.
Die Nutzung des Internet ist … wie auch beim PI … etwas schwierig.
Mein Blog lädt natürlich super schnell, doch alleine der Login bei
diversen Diensten wie outlook.com
oder Bitbucket
, sind auf dem STAR64
ähnlich träge wie auch auf dem RPI4. Zwar tauchen die Seitenteile am Ende
meist immer auf, aber die Wartezeiten erinnern dann leider doch wieder an
die Telefonmodem-Zeiten der späten 90er.
Ein Problem hatte ich konkret mit dem HDMI Anschluss beim Umschalten
des KVM-Switches. Eine verlorene Verbindung zum Monitor wird später
nicht wiederhergestellt, wenn man zum Gerät zurückschaltet.
Ich musste also per serieller Konsole ein reboot
Kommando absetzen,
um dann wieder ein schönes Monitorbild zu bekommen.
Tja … so ist das mit brandneuer Hardware. Doch auch hier werden die
Patches - so hoffe ich - nicht all zu lange auf sich warten lassen.
Fazit
Ich liebe meinen STAR64 trotz seiner kleinen Fehler, denn mein erster Kontakt mit dem Lichee RV Allwinner D1 war zwar super aus technischer Sicht, doch für die täglich Arbeit tauglich war dieses Gerät nicht.
Der STAR64 kommt da schon eher in Frage und ich gehe davon aus, dass die nächsten RISC-V Varianten noch näher an die ARM-Leistungen herankommen werden.
Und so können wir heute live miterleben, wie die nächste CPU Architektur ihren Platz in der Welt bekommt.
Ich denke nun jedenfalls darüber nach, einen RISC-V Linux Build aller meiner GATE Tools per Cross-Compiling ausgeben zu lassen, denn bald wird das ebenso notwendig sein, so wie wir heute X86, X86_64, ARM und ARM64 Builds von allem Programmen anlegen.