Toshiba T300 - Teil 2

Und wieder einmal musste ich mich davon überzeugen, dass mein Toshiba T-300 noch läuft.

Diesmal sah ich meine alten Disketten durch, ob ich vielleicht noch ein paar Infos über das Gerät aus dem Jahr 82/83 erhalten kann.


Der Boot Vorgang

Im Hitchhiker’s guide to the galaxy steht bekanntlich das beruhigende

Don’t panic

an erster Stelle.
Und irgendwie wurde ich daran erinnert, als ich das Gerät wieder einschaltete und am Bildschirm sofort die Worte

WAIT A MINUTE

erschienen.
Schließlich braucht die Maschine (in Wahrheit nur 20 Sekunden) um warm zu laufen und ein komplexes BIOS mit RAM-Tests und vielen anderen Infos gab es damals nicht.

Toshiba-T300-Start-1

Danach schaltet sich das Diskettenlaufwerk ein und versuchte von Laufwerk A zu booten, was ebenso mit

PROGRAM LOADING

kommentiert wird.

Toshiba-T300-Start-2

Nach weiteren 10 bis 15 Sekunden, sieht man bereits, wie MS-DOS 2.0 seinen COMAMD.COM Prozess startet und danach CONFIG.SYS und AUTOEXEC.BAT abarbeitet.

1TOSHIBA Personal Computer (UO200)
2
3MS-DOS version 2.00
4Copyright 1981,82,83 Microsoft Corp.

Toshiba-T300-Start-3

Diskettenformat

Ich erwähnte bereits, dass der T300 ein nicht IBM-konformes Diskettenformat einsetzt und wesentlich mehr Daten auf den alten 5.25 Zoll Floppies unterbringt.

Mit dem FORMAT B: Aufruf, konnte ich das jetzt nochmal nachstellen.

 1A:\>format b:
 2
 3Insert new diskette for drive B:
 4and strike any key when ready
 5
 6Formating ... Track No.(79) Head No.(1)
 7Format complete (2DD type)
 8
 9Volume label (11 characters, ENTER for none)?
10
11  649216 bytes total disk space
12  649216 bytes available on disk
13
14Format another (Y/N)?

Eine übliche IBM 2D (Double density) wird in der Regel mit 40 Tracks (Spuren) und 9 Sektoren auf zwei Seiten zu je 512 Bytes formatiert.
Daraus ergeben sich dann 368 640 Bytes, also 360 KB.
Es gab aber auch eine ältere Formatierung mit nur 8 Sektoren, die sich in neueren DOS-Version mit format /8 erreichen ließt, die dann auf 327 680 Bytes, also 320 KB kam.

Und offenbar verdoppelte Toshiba einfach die 40 auf 80 Tracks und blieb bei den 8 Sektoren um auf 655360 Bytes oder 640 KB zu kommen.
Zieht man davon 6 KB für Bootsektor und FAT-Infrastruktur ab, kommt man nämlich genau zu den 649216 Bytes oder 634 KB, die FORMAT.COM am Ende für Nutzdaten meldet.

Eine so formatierte Diskette konnte mein “normales” 5.25 Zoll Laufwerk unter Windows nicht mehr lesen und beschwerte sich, dass “Spur Null” nicht gefunden werden kann.
Das ist deshalb bemerkenswert, weil das gleiche Laufwerk die moderneren HD (High-Density) Disketten mit 1.2 MB problemlos lesen und formatieren kann, wobei die mit 80 Tracks und 15 Sektoren formatiert sind.

Doch wenn man unter Windows eine Diskette mit 360 KB formatiert (heute FORMAT A: /T:40 /N:9, früher unter DOS FORMAT A: /F:360), dann kann sie vom Toshiba T300 problemlos gelesen und beschrieben werden.

Die Toshiba Formatierung mit FORMAT B: /2 erzeugt wiederum eine 320 KB Speicherdichte und meldet dann am Ende: Format complete (2D type).

2D ist also das IBM kompatible Format und 2DD Toshibas Verdoppelung.

System Kopieren

Das wirklich nervige ist, dass FORMAT /S zum Kopieren des Betriebssystems nur Toshiba-formatierte Disketten zuließ. Die weiß noch von früheren Tests, dass das an Toshiba angepasste MS-DOS die versteckten Systemdateien TBIOS.SYS und TDOS.SYS für den Boot anlegt.
Doch da in DOS 2.0 weder DIR /AS existiert noch COPY mit Systemdateien umgehen kann, sind diese Dateien für mich leider unerreichbar.

Alle anderen Programme inklusive COMMAND.COM konnte ich auf 360 KB Disketten kopieren und am PC archivieren, doch leider nicht den DOS-Kern selbst. Und leider verfüge ich auch gar nicht über ein vollständiges DOS für das Gerät. Meine Disketten waren nur ausgestattet mit:

  • COMP.COM zum Dateien vergleichen
  • DEBUG.COM der klassische DOS x86-ASM Debugger
  • DISKCOPY.COM Disketten kopieren Byte für Byte
  • EDLIN.COM Ein Zeileneditor für Texte
  • FDISK.COM für eine Festplatte, die nicht eingebaut war
  • FORMAT.COM zum Formatieren von Disketten
  • GRKBPRG.COM der deutsche Tastaturtreiber
  • LABEL.COM benennt eine Diskette um
  • LOGO.COM die Programmiersprache Logo
  • MODE.COM verändert Parameter der Ein/Ausgabe
  • MORE.COM zeigt Ausgaben seitenweise an
  • PRINT.COM druckt im Hintergrund
  • RECOVER.COM versucht ein defektes Dateisystem wiederherzustellen
  • RST.COM startet die Maschine neu
  • TBASIC.COM Toshiba Basic, ein GW-BASIC Klon

Andere Tools wie ATTRIB oder SYS fehlten. Ich selbst hatte vor 25 Jahren mal ein SYS.COM von DOS 3 auf eine der Disketten kopiert, nur um dort beobachten zu können, dass es nicht funktionierte und das System einfrieren ließ.

Ich vermute aber, dass ich mit Programmiersprachen wie Turbo Pascal 3 ein Tool wie ATTRIB recht leicht nachbauen können sollte, denn die DOS INT 21h Funktion AH=43h kann mit AL=01h Attribute ändern, und ich vermute, wenn TBIOS.SYS und TDOS.SYS zu normalen Dateien werden, dann kann COPY sie auch kopieren.

Und irgendwie glaube ich, dass es Taktik von Microsoft und/oder Toshiba war, dass man das Betriebssystem nur auf Disketten mit dem eigenen Datenformat übertragen konnte.

Fazit

Leider habe ich damals keine weitere Toshiba-Software gerettet und das bereue ich. Denn somit ist womöglich wieder ein Stück IT-Geschichte verloren gegangen.

Reine DOS-2-Software läuft vermutlich auf dem Gerät, doch viele Programme nutzten direkte Hardwarezugriffe oder neuere DOS-Versionen und sind somit nicht mit dem T-300 kompatibel.

Ich frage mich, ob es noch andere Besitzer eines solchen Gerätes gibt, und ob diese weitere Software dafür besitzen.

Sollte es mir doch noch gelingen, die gesamte Diskette zu “sichern”, plane ich, sie auf archive.org zu stellen … doch zur Zeit macht das wenig Sinn.

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!