PinePhone und PostmarketOS

Andere mögen sich funktionierende Smartphones kaufen und damit glücklich werden.
Ich hingegen kaufe mir Baustellen um darin mein Glück zu finden … bzw. es darin suchen zu können.

Das PinePhone ist ein OpenSource Smartphone, das aktuell mit der Alpine Linux Abwandlung postmarketOS jetzt auch endlich in Europa bestellbar ist.


Wenn mich etwas ganz besonders anpisst, dann sind das Hardware- und Softwarehersteller, die ihr Produkt mit einem künstlichen Haltbarkeitsdatum ausliefern.

Windows Phone, iPhones und am allerschlimmsten Android, hatten nie vor, lange zu halten. Spätestens nach 2 Jahren war immer das Ende des Supports erreicht und man wurde zum Neukauf gedrängt.

Dabei war es stets die Software, die das Problem auslöste: Man braucht ein neues OS Image, im Updates zu erhalten. Ohne Update gibt es keine neuen SSL/TLS Zertifikate und ohne diese kann man nicht mal mehr E-Mails abrufen.

Ganz anders sieht es in der PC Welt aus, wo ich fast jedes Linux und auch fast jedes Windows über viele Jahre hinweg auf die neueste Version upgraden und im Notfall einfach die neueste Version frisch installieren kann.

Warum gibt es das nicht auch für Tablets und Smartphones?
Antwort: Die Hersteller nutzen proprietäre Treiber und sind die einzigen, die ein neues startbares System erstellen können … und genau das bieten sie nur begrenzt an.

OpenSource als Lösung?

Ja, wäre Android nicht total in die falsche Richtung abgebogen, dann hätten wird schon unser Utopia vor uns. Aber nein, auch dieses Linux-basierte System ist zur dunklen Seite gewechselt.

Nun liegt meine Hoffnung auf Plattformen wie dem Raspberry PI und seinen Nachbauten und … … auf einem Projekt namens “Pine64”

Systeme wie:

  • Pine64, ein ARM System-on-Chip Computer
  • PineBook, ein ARM-basierter Laptop
  • PineTab, ein ARM-basierter Tablet-PC
  • und das PinePhone, ein ARM-basiertes Smartphone

zeigen vor, wie man mit einem “echten” Linux moderne Geräte und Smartphones ausstatten kann.

Ich habe mir (inklusive Steuern und Versand) um 200 € ein solches Gerät nun gegönnt, nachdem es endlich im Store auch nach Europa lieferbar war. Ein paar Monate zuvor war dies (warum auch immer) nicht möglich und nur in den USA erhältlich.

Pinephone postmarketOS

Ein paar Daten:

  • Allwinner A64 4 Kerner mit Mali 400 MP2 GPU
  • 5.95 Zoll Touch-LCD 1440 x 720 (18:9)
  • 2 GB RAM
  • 16 GB eMMC für OS und Programme
  • Kamera 5 Megapixel mit LED Flash
  • Selfie-Kamera 2 Megapixel
  • 3000 mAh Akku
  • WLAN b/g/n und Bluetooth 4.0
  • MicroSD Karte für weiteren Speicher
  • 3 Tasten für ON/OFF, Hinauf und Hinunter
  • Übliche Sensoren + Standard Audioanschluss für Headset

Erster Anlauf mit Hürden

Obwohl ich das Teil inzwischen fast liebe, gebe ich zu, dass es alles andere als markttauglich ist. Zwar läuft das Setup beim ersten Start brav durch, aber danach sitzt man vor einer Oberfläche mit

  • einer Telefon-App
  • einer Chat/SMS App
  • einer Kontakte-App
  • einem Browser (Firefox)
  • einer Uhr
  • einem Texteditor
  • einem App-Store
  • einer App für Einstellungen
  • und das wichtigste: eine Linux-Terminal-Emulation

Die “Einstellungen” sind eigentlich die beste und funktionabelste Anwendung auf dem Gerät. Man kann schnell ins WLAN und die SIM-Datendienste aktivieren, wie auch einige andere Einstellungen (z.B. Helligkeit) vornehmen.

Der App-Store kann nur eines, nämlich App-Updates installieren und da findet man gleich am Anfang einiges. Doch neue Apps gibt es keine. Zwar findet man in jeder Kategorie einen Eintrag, doch diese tauchen nach der Installation nicht im Startmenü auf und lassen sich auch aus der Store-App nicht direkt starten.

Telefonieren geht … aber es fühlt sich recht “retro” an. Der Ton wird unklar und leicht verstört übertragen bzw. abgespielt. Nicht zu vergleichen mit aktuellen Smartphones mit glasklarer Klangqualität.

Kontakte lassen sich lokal zwar ganz gut anlegen, aber die Verknüpfung mit Online-Accounts wie Hotmail/Outlook oder Gmail schlagen fehl.

Der Firefox ist “OK”,
aber ist dennoch nicht ganz perfekt auf die Smartphone Bedienung ausgelegt.

Das Highlight ist aber das Linux Terminal, denn damit kann man alles andere reparieren:

APK eröffnet Möglichkeiten

Das Alpine Linux Tool APK (was nichts mit Android APKs zu tun hat) lässt einem alles installieren, was im Alpine Linux Repo gespeichert ist. Und genau hier liegt das volle Potential.

  • sudo apk add pacmanfm Installiert einen Dateimanager, womit man das Smartphone OS erforschen kann.
  • sudo apk add megapixels Installiert eine Kamera-Software um mit dem Smartphone Fotos knipsen zu können.
  • sudo apk add eog
    Installiert einen Image-Viewer mit dem man die zuvor geschossenen Bilder wieder ansehen kann
  • sudo apk add xfce4-taskmanager Installiert den bekannten Taskmanager um die Prozessressourcen zu betrachten.

Aber auch eine ganze Buildumgebung mit GCC und CMake lässt sich nachrüsten.

Fazit

Nun, eigentlich habe ich mir einen tragbaren Linux-Bastelrechner gekauft. Denn viele Linux UI Tools sind für Touch-Bedienung und Smartphone Screens nicht ausgelegt und folglich braucht dieses Gerät noch einiges an Nacharbeit, bis es alltagstauglich wird.

Doch genau diese Motivation erreicht man nur, wenn man sich solche Geräte zulegt und die Community unterstützt. Und genau das habe ich vor. Einen GATE-Build habe ich schon mal angestoßen, und zwar über SSH.

Alleine die Tatsache, dass ich mit Standard-Tools mein Smartphone über das Netzwerk administrieren kann, ist ein riesiger Vorteil.

Nun muss man nur noch einen Weg finden, wie Endbenutzer dieses Gerät problemlos im Alltag nutzen können

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!