Mac Mini 2009, tot und lebendig

Im Film WALL-E - Der Letzte räumt die Erde auf hat Apple wieder mal ein perfektes Product-Placement vollzogen.
Denn immer wenn der niedliche titelgebende Roboter seine Batterien aufgeladen hatte, ertönte der bekannte Gong, der beim Einschalten eines Apple Macintosh abgespielt wird.

Heute habe ich meine kleine weiße Box aus dem Jahr 2010 wieder entstaubt und angeschlossen um zu sehen, ob der Apfel darauf noch “Biss hat”.


Tatsächlich war das “erste GATE-Projekt” vor 10 Jahren der Grund dafür, dass ich mir einen Mac Mini kaufte.
Ziel war die Prüfung der Portierung des damaligen GATE C++ Codes auf eben diese Plattform.

Meine Erkenntnis daraus war, dass POSIX Code und XLIB UIs ganz gut auf einem Mac kompiliert und ausgeführt werden konnte.
Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich nur an einer Stelle Probleme, wo ein POSIX-Typ in einen intptr_t gepackt werden sollte. Da war ich von Linux Umgebungen gewohnt, dass diverse integrale Typen nie größer als size_t bzw. intptr_t oder uintptr_t waren.
Nur der 32-bittige Mac Mini nutzte hier interessanterweise 64 bits.

Mit dem damals stark aufstrebenden Objective-C konnte ich mich aber überhaupt nicht anfreunden. Ich bin eben auf die C, Java, Pascal und Basic Syntax eingestellt und kann Spielereien wie

1[object method: arguments] 

nicht leiden, wenn man

1object.method(arguments);

meint.

Einschalten, startet, läuft … oder?

Mac Mini Mac Mini

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde der Mac heute so hochfahren, als wäre er gestern erst abgeschaltet worden. Tatsächlich war er aber 2014 laut Log das letzte Mal online.

Mit verbundenem Netzwerk holt er sich die aktuelle Zeit und sucht nach Updates. Da findet er aber nur ein neues iTunes … also nichts relevantes.

Mac Mini System

Parallel konnte ich abrufen, was für ein Gerät und welchen Softwarestand ich vor mir hatte:

  • Mac OS X Version 10.6.8 “Snow Leopard”
  • Intel Core 2 Duo 2.26 GHz
  • 2 GB RAM DDR3
  • 160 GB Festplatte

Mac Mini System

Doch wenn man den Browser Safari startet, erlebt man schnell die erste Enttäuschung…
Denn zwischen 2013 und 2014 fand das weltweite Umdenken und der Wechsel zu HTTPS statt. Viele Webseiten bieten heute gar kein reines HTTP-Interface mehr an sondern nur noch eine Zwangsumleitung auf eine “sichere” HTTPS Verbindung.
Und genau da hakt es, nämlich bei den SSL Zertifikaten. Diese sind meist nur auf 2 bis 5 Jahre ausgestellt und somit muss ein OS regelmäßig seine Root-Zertifikate aktualisieren um alle Webseiten aufrufen zu können.

Doch diese Updates fehlen dem Mac und somit kann er (von OpenGate.AT mal abgesehen) nur wenige Seiten öffnen.

Bei Firefox ist das genau so, doch die von mir damals installierte Version 24, ließ sich tatsächlich noch auf Version 48 automatisch hochleveln und somit haben wir einen Stand aus dem Jahr 2017, womit man im Web noch deutlich weiter kommt.

Firefox hatte nach Version 48 den Support für mein altes MacOS X eingestellt und empfahl ein OS-Update.

Mac Mini Firefox

Und genau dieses wollte ich somit wagen. Apple erklärt auf seiner Webseite, dass Version 10.15 namens Catalina gerade aktuell ist, doch dass ältere Systeme (wie meines) zuerst auf Version 10.11 (genannt El Capitan) gebracht werden müssen.

Mac Mini System

Also startete ich den Download und wartete das Beziehen von 5.6 GB der Datei InstallMacOSX.dmg ab.
Diese wurde dann ausgeführt und schon lief die Vorbereitung und anschließend die Durchführung des Mac-OS Upgrades auf die nächste Version.

Mac Mini Upgrade

Und nach einem längeren Updatevorgang fährt der Mac wieder hoch und meldet: El Capitan. 10.11.6

Firefox aktualisierte sich sogleich auf Version 72 und ist somit wieder auf dem Stand von “heute” was das Web anbelangt.

Mac Mini El Capitan

Das Ende naht

An dieser Stelle unterbrach ich meine Update-Serie und verzichtete auf weitere Aktualisierungen. Denn durch die neue MacOS Version war die Performance des Systems bereits merkbar gesunken.

Natürlich kann man noch mit dem System “arbeiten”, doch das Laden von Apps dauert nun relativ lange. Fuhren Apps wie Finder und Co vor dem Update in 5 Sekunden hoch, dauerten solche Starts nun fast bis zu 15 Sekunden.
Das ist schon ein ziemlicher Demotivationsfaktor und ich befürchte, dass weitere Updates das ganze noch weiter verschlechtern.

Leider werden Betriebssystem immer komplexer und führen intensive kryptographische Prüfungen für Softwarepakete ein, die auf alter Hardware stetig mehr Leistung fressen.

Damit zeigt sich leider erneut, dass Betriebssysteme Hardware schon nach wenigen Jahren degradieren. Das kennen wir ja von Windows zur Genüge und zwingt uns dort ebenso alle paar Jahre auf leistungsfähigere Hardware umzusteigen.

Naja, und mit seinen 10 Jahren hat mein kleiner Mac Mini sein “natürliches” Ende eindeutig erreicht.
Schade, dass ich ihn nur so wenig genutzt habe, doch er wir als “Retro-System” weiter in meiner Sammlung bleiben und vielleicht auch mal wieder ein paar Test-Aufgaben bekommen. z.B.: Wenn das GATE Projekt eine neue Zielplattform sucht.

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!