PocketGo vs. X9
« | 11 Aug 2019 | »OpenSource gegen großer Screen…
Wer gewinnt?
Natürlich OpenSource! … daher kurz und bündig: Der PocketGo (also die Neufassung des BittBoy) ist die bessere Retro-Handheld-Konsole im Vergleich zur größeren “X9”.
Damals … vor über 25 Jahren … habe ich ja meinen originalen Nintendo Gameboy verkauft um mir Visual Basic 4.0 für die Programmierung leisten zu können.
Das war natürlich ein Fehler … ich hätte den GB behalten und für das Geld für VB4 arbeiten gehen sollen. (Auf dem Land war Kinderarbeit damals noch gerne gesehen.)
Seit den 2000ern und dem Internet konnte ich jedoch die “verlorenen” Kinderfreuden in Emulatoren auf dem PC wieder nachholen … obwohl, es war nie mehr so wie früher, wenn man bei der Autofahrt oder im Bus oder Zug zum hundertsten Mal Super Mario Land durchgespielt hatte.
Erst mit dem Nintendo 3DS entdeckte ich daher meine Liebe für die tragbaren Spielekonsolen wieder und ärgerte mich gleichsam, dass die alten Titel dort nicht verfügbar waren und deren Neuauflagen zwar bunt aber nicht so “vertraut” und pixelig-geschmeidig wie früher waren.
Die Lösung: Eine Retro-Konsole muss her … nur welche?
X9
Vor einigen Monaten bestellte ich mir daher die sehr preiswerte China-Konsole X9, die damit warb, hunderte “Retro-Spiele” wiedergeben zu können.
Mit einem üppigen Screen von 5 Zoll und dem Design der guten alten PlayStation Portable (PSP) war sie daher super zu bedienen und auch für meine nun etwas älteren Augen gut geeignet.
Doch bei der Software ging der eigentlich gute Eindruck der Hardware dann flöten. Und der Grund ist, dass die selbst-fabrizierte Firmware der Konsole nicht aktualisierbar war, keinem Standard entspricht und außerdem einige Fehler aufweist.
Zwar sind eine Menge chinesischer und japanischer Spielchen drauf, die mich weniger interessieren und man kann auch GBA ROMs über USB wie auf einen Stick hochladen und dann spielen, doch bei Klassikern wie Pokemon versagt der eingebaute Emulator.
Schlimmer ist die Tatsache, dass das Speichern von Spielständen nicht
implementiert ist. Wenn man im Spiel selbst abspeichert, scheint es
funktionieren, doch beim nächsten Start ist alles weg.
Man muss als Alternative die Save-State-Slots des Emulators nutzen,
wo man das laufende Spiel quasi einfrieren und später wieder laden kann.
Doch mit 6 unbenannten Save-Slots darf man beim nächsten Spielverlangen
erst mal rätseln, welcher der 6 States jetzt der wirklich letzte war.
Dass die Hersteller dieser Konsole nicht auf Urheberrechte achten, ist bei solchen Angeboten sowieso klar, und eigene Betriebssysteme haben sie auch nicht entwickelt, sondern sich ein Linux “irgendwie” angepasst.
Dieses dann aber der Öffentlichkeit vorzuenthalten und eine Online-Weiterentwicklung damit zu verhindern, ist meines Erachtens ein sehr schwerer Fehler.
Pocket-Go
Unter dem Namen “Bitt-Boy” kam vor etwas länger als einem Jahr eine ähnliche Retro-Konsole auf den Markt, die zwar einen relativ kleinen Screen vorwies und vom Aufbau her dem Gameboy nachempfunden war, dafür aber eine gute Software mitbrachte.
Der Bruder des Bitt-Boy heißt Pocket-Go und ist quasi die gleiche Hardware in eine GBA-Form gepresst.
Hier zeigt sich, dass die wahre Macht in der Software liegt. Denn die dafür angepasste und frei verfügbare Linux-Ausgabe nutzt eine Vielzahl von Open-Source Emulatoren und kann daher nicht nur Konsolen-ROMs sondern auch DOS-Spiele wie DOOM2 oder Hexen ablaufen lassen.
Wie geil ist das denn!
dachte ich mir, als ich neben GB, GBA, und SNES, auch das DOS-Box Icon auf der Oberfläche erblickte.
Und die Emulatoren funktionieren auch ordentlich, verlieren keine Spielstände und kommen sogar mit den schwerer emulierbaren Pokemon-Editionen des GBA zurecht.
Und als ich herausfand, dass sogar Playstation-Klassiker wie Final-Fantasy-VII spielbar sein sollen, stand mein Fazit für diese Retro-Konsole bereits fest:
Fazit
Ich wünschte, es gäbe eine BittBoy/PocketGo Konsole mit dem Screen der X9. Denn so kann man für 40 Euro seine Kindheitsfreuden perfekt nochmals aufleben lassen.
Doch auch mit dem normalen Pocket-Go bekommt man für wenig Geld viel geboten und hat ein Gerät, dass mit seiner Steuerung besser als ein Smartphone ist und richtigen Spielespaß aufkommen lässt.
Die neueste Firmware lässt sich als Image herunterladen und einfach auf eine SD-Karte übertragen, womit ab dem nächsten Boot noch mehr Software geboten wird, während man alte Spiele und Spielstände per Datei-Kopieren “migrieren” kann.
Mein X9 wird nun wohl in den Hintergrund rücken, obwohl sie “optisch” klar überlegen ist, sind die Software-Mängel leider überwiegend.
Vielleicht finden sich ja mal ein paar Hacker-Projekte, die es schaffen aus dieser verbugten Konsole doch noch etwas Brauchbares zu machen …