Augenschmaus: Digitale Mikroskope

Mein Augenarzt hat Unrecht. Mit meinen Augen ist alles in Ordnung, ich brauchte nur einen größeren Bildschirm!

So rechtfertigte ich damals die Anschaffung eines Nintendo 3DS XL, weil der normale 3DS immer so ein schwammiges Bild produziert hatte …

Aber schlimmer als alle Videospiele und Konsolen sind die unleserlichen Aufdrucke auf Bauteilen wie Transistoren oder Kondensatoren.

… ohne Seh-Hilfe geht es da einfach nicht mehr.


Ärgerlicherweise musste ich nun schon das eine oder andere Bastelexperiment seit Wochen und Monaten verschieben.
Neben Zeitgründen liegt aber auch gerne mal der folgende Grund vor:

Keramikkondensatoren waren in dem Bereich, wo sie hätten beschriftet sein sollen, abgekratzt oder der Schriftzug war verwischt oder eben gar nicht vorhanden.

Während Elektrolytkondensatoren zumeist noch relativ deutlich mit Kapazität und Spannung versehen sind, haben ihre kleineren Geschwister oft nur spärliche Ziffern aufgedruckt, meist die Pikofarad Kennzahl, oder noch schlimmer: Eine kryptische Seriennummer.

All dass in einem Schriftzug, den ich mit meinen Augen schon lange nicht mehr erfassen kann. Und so versuchte ich wie ein alter Großvater mit einer Lupe und etwas herumraten die Bauteile halbwegs korrekt zuzuordnen.

Für dieses Problem gibt es zwei Lösungen.

  1. Man besorgt sich ein Messgerät und misst nach.
    • Es gibt sogar für ATMEGA328 Arduinos Codebeispiele, wie man damit Bauteile prüfen kann, doch leider endet deren Genauigkeit recht früh, womit Keramikkondensatoren nicht mehr erfasst werden konnten.
    • Man kann sich aber solche Messgeräte kaufen, teilweise sogar ebenfalls wieder als Bausatz. Ein solches besitze ich nun.
    • Für SMD Bauteile helfen Messgeräte nicht, weil man dort nur größere Teile an ihren Anoden- und Kathoden-füßchen einklemmen kann.
  2. Man investiert in ein günstiges digitales Tischmikroskop, das Platinen und Bauteile gut ausleuchten und die unleserlichen Bereich lesbar machen kann.
    • Und ein solches zählt seit kurzem zu meinem Inventar.

Microscope

Ja, ich weiß, wieder so ein Teil, das viel herumsteht, aber man ist dankbar, wenn man es im Notfall zur Verfügung hat.

Das Teil ist eigentlich nur eine einfache günstige Webcam mit einer Auflösung von 800 x 600 Pixel, die aber durch die Linse nur 2 x 2 Zentimeter Bereiche zur Aufzeichnung durchlässt.

Und dieser Bereich ist dank LED-Beleuchtung angenehm vergrößert, womit man die Kennzahlen auf SMD Bauteilen lesen und sogar schwache oder verwischt aufgedruckte Kapazitätsgrößen erkennen kann.

Fazit

Ich weiß gar nicht, wie ich bisher ohne das Teil ausgekommen bin, und parallel dazu sind Chip-Nahaufnahmen eigentlich ganz interessante Hintergrundbilder.

Mit dem Gerät kann ich nun jedenfalls wesentlich mehr entziffern als bisher und weiß jetzt endlich, in welcher Richtung ich SMD LEDs einlöten muss. Denn bisher konnte ich nicht erkennen, auf welcher Seite + und - Markierungen angebracht waren, nun ist klar erkennbar, wo der Strich und wo der Punkt ist.

Hier ein paar Aufnahmebeispiele:

Microscope-ESP Microscope-Serial Microscope-Sensor

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!