Captain Marvel: Retro-Cameo hoch 3

Pünktlich am reservierten Platz wurde das Handy auf lautlos geschaltet, noch schnell ein Zug von der Limoflasche und dann wurde es still. Die ersten Minuten Vorspiel waren - wie immer - vorüber und dann kam, auf was “wir” gespannt wartet hatten:

Die Violinen stimmten an, die ersten rötlichen Bilder klatschten auf die Leinwand und dann kam …

Ja was? Nicht Iron Man, Hulk und Black-Widow?

Nein, sondern Stan Lee, Stan Lee und noch viele weitere Male Stan Lee.


Captain Marvel ist heute in den Kinos angelaufen, und obwohl die Preise wie immer zu hoch waren … das muss man einfach gesehen haben.

Vor allem deshalb weil es jetzt nur noch 6 Wochen dauert, bis Avengers Endgame seinen Kinostart hat und nachdem letztes Jahr in Avengers Infinity War der böse Thanos siegreich war und die halbe Heldenwelt ausgelöscht hat, braucht es nun eine neue Superheldin, die noch mal mehr kann als alle anderen.

Dass das bekannte Marvel Cinematic Universe Intro, das ich für eines der gelungensten überhaupt halte, diesmal den leider verstorbenen Stan Lee, den Schöpfer einer Vielzahl von Comic-Helden, zum Hauptthema gemacht hat und am Ende die Worte “Danke, Stan Lee” einblendet, finde ich wirklich gelungen.

Nicht nur, dass man einer der großen Comic-Ikonen des 20. Jahrhunderts einen besonderen Ehrenplatz verleiht, nein, es passt sogar zum aktuellen Zustand der Marvel-Filmwelt, da man ja nicht weiß, welcher Held nach Infinity War doch noch zurückkommen wird und wer nicht.


Der Film selbst ist thematisch für mich etwas schwer einordenbar. Wenn man vom 1. Captain America Teil absieht, der zwischen 1940 und 1945 spielt, haben alle anderen Filme einen auf einander aufbauenden Ablauf beginnend bei Hulk und Iron-Man vor 2010 bis hin zum Jahr 2018 mit Ant-Man and the Wasp im letzten Sommer.

Captain Marvel spielt in den 90er Jahren … und solche Prequels sind immer etwas problematisch.

Sie wirken auf mich immer besonders “konstruiert”, weil man da möglichst nichts tun darf, was die bereits erzählte Zukunft verändern könnte. (OK, StarTrek und Pokemon mal ausgenommen!)

Und so kann der neue Film für mich vom Inhalt her nicht mit den letzten Highlights wie “AntMan & the Wasp” oder “Thor Ragnarok” mithalten.
Trotzdem ist die Produktion - wie bei allen Marvel Filmen - auf hohem Niveau und bot mir einen schönen Kinoabend mit viel Gelächter und ein paar geilen Action-Szenen.
Also auf jeden Fall ein Empfehlung zum Anschauen!

Der Film spielt im Jahr 1995 und beinhaltet Retro, Retro und noch mehr Retro. Vom Gameboy über Blockbuster-Videotheken gibt es vermutlich keine in Amerika bekannte Marke, die dort nicht einmal plakativ vorkam.
Telefonzellen und Spieleautomaten an jeder Ecke und Autos mit quietschenden Reifen, wenn sie sich Verfolgungsjagden liefern. Und dann durfte Windows 95 auch noch - wie gewohnt - einmal die Internetverbindung unerwartet trennen.

Für mich, der damals aufwuchs natürlich ein Augenschmaus, aber ich weiß nicht ob die moderne Generation nicht entweder mit Fragezeichen auf der Stirn hinaus geht oder sich bei dieser Zurschaustellung langweilt.

Denn manchmal bekommt man den Eindruck, dass die Sets einen Museumscharakter haben, worin sich alle etwas “gekünstelt” verhalten, anstatt so wie damals üblich einfach mit seiner Umgebung “zu leben”.

Mich würde mal interessieren ob ältere Generationen auch solche Retrowellen erlebt haben, also wo man in Film, Fernsehen oder Literatur auch so viele Rückblenden “von vor 20-30 Jahren” umgesetzt hat.

Denn aktuell habe ich wirklich das Gefühl, dass “Retro” total angesagt ist. Nicht nur, dass die alten Spielekonsolendesigns wieder neu aufleben, sondern auch ganz allgemein erinnern mich viele Formen und Farben heute mehr an “früher”, als dies noch vor 10 Jahren der Fall war.

Fazit

Die Hoffnung, dass wenn “Retro” cool ist, ich auch wieder “cool” sein werde, stirbt zuletzt!

Die Endcredit-Szenen garantieren, dass Captain “Mar-Vell” in Endgame sein wird, und zeigen wie es aussieht, wenn Katzen kotzen müssen ;)

Und in diesem Sinne freue ich mich, dass Stan Lee auch noch einmal aufleben durfte und bleibe gespannt, ob er in 6 Wochen in Endgame noch einen Szene bekommt, die noch vor seinem Tod gedreht wurde.

Excelsior!

So, und jetzt schau ich mir an, was LeSchroeck dazu sagt:

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!