WinCE Hardware

Programme für Windows CE zu bauen ist und bleibt eines meiner Hobbies. Doch Hardware bekommt man für dieses OS nicht einfach so im Laden.

Doch zwei (Nicht-Smartphone-) Geräte mit diesem OS kann ich dennoch mein Eigen nennen.


WonderMedia Laptop

Vor etwas über 10 Jahren startete ich meine erste zaghafte Bestellung aus China. Damals gab es noch kein AliExpress, dafür aber einige schlecht zusammengeschusterte Webseiten mit Angeboten für Laptops und Tablets um die 100 Euro.

Als ich dort meine Bestellung in ein Webformular eintrug und per PayPal bezahlte, rechnete ich mit einer 50:50 Chance, dass mein Geld weg sein konnte, doch ich wollte eben unbedingt ein ARM Gerät mit Windows CE haben und war risikofreudig.

Und es ging gut aus:

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Ein Laptop mit WM8650 CPU, 256 MB RAM, 4 GB FlashDrive und einem 7 Zoll LCD Screen kam einige Wochen später per Paketdienst in Wien an.

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Die CPU ist mit 800 MHz getaktet und die Bildauflösung schafft 800 x 480 Pixel. Ein kleines Netzteil versorgte das Gerät mit 9V und ~1.5A mit Strom und der eingebaute Akku sorgte für ein bisschen “Freiheit” von der Steckdose.

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Ins Netzwerk gelangte man über den 100 MBit LAN Anschluss an der Rückseite oder das integrierte WLAN-Modul. Allerdings war die WLAN-Verbindung mit dem Gerät immer so schlecht, dass ich sie nie produktiv nutzte und immer ein Kabel anschloss.

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3 USB Ports (2 rechts, einer hinten) erlaubten den Anschluss von Maus, Tastatur und weiteren Speichermedien.

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Während das integrierte Keyboard zwar sehr klein aber dennoch “nutzbar” war, ist eine separate Maus ein absolutes Muss für diesen Laptop. Das integrierte Touchpad gleicht einem Zufallsgenerator, der willkürlich Berührungen ignoriert und dann doch wieder weitergibt. Auch die beiden unsensiblen Maustasten verdienen ihren Namen nicht.

Mit Windows CE 6.0 war dieses Gerät mein erstes vollwertiges CE-Windows, mit dem ich selbstgeschriebene Programme testen konnte. Auf meinen Windows Mobile Telefonen war das theoretisch zwar auch möglich, doch wegen der unguten Bedienung verlor ich stets die Lust nach wenigen Minuten.

Trotz der an Windows 98 angelehnten Oberfläche reichten die 800 MHz der CPU nicht im entferntesten an die Performance eines Intel Pentium mit 300 MHz Ende der 90er heran. Die Bedienung wirkte schwerfällig und so wundert es mich nicht, dass dieses Gerät keine guten Kritiken erhielt und schnell wieder verschwand.

Für mich war es jedoch die perfekte Gelegenheit, Windows-CE mal live auszuprobieren um mit seinen Eigenheiten jenseits von Smartphones vertraut zu werden.

GPS Navi fürs Auto

Vor 2 Jahren fiel mir eines der letzten mit Windows-CE betriebenen Geräte auf, und zwar ein GPS-Navi fürs Auto auf AliExpress.

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Solche Modelle gibt es bis heute auf der China-Plattform als billige Navis und Video-Abspieler und sie alle bauen offenbar auf einem alten modifizierten Windows CE 6.0 auf.
Mein Gerät startet ein eigenes UI, dass man aber beenden kann und dann in der normalen Windows-CE-Desktop-Shell landet.

Die Preise variieren von 40 bis 100 Euro je nach Ausstattung.
Und somit leistete ich mir auch eines dieses Billigteile.

Viel Informationen erhält man leider nicht über die verbaute Hardware, aber ich weiß zumindest, dass ich mit 128 MB RAM auf einem 5 Zoll Screen arbeiten kann. Ein einziger USB-Port versorgt das Gerät mit Strom (im Auto über den Zigarettenanzünder) und dieser zieht laut Messung nur 350 Milliampere bei 5V.

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Mit der Außenwelt kann das Gerät nur über die Touchscreen kommunizieren. WLAN oder LAN-Anschlüsse fehlen, was bei einem Gerät fürs Auto auch OK ist.

Mitgeliefert wurde auch eine eingelegte SD Karte, auf der offenbar die Navigationskartendaten abgelegt sind, wie auch einige andere Strukturen für den enthaltenen MP3- und Video-Player.

Über den USB Port kann das Navi auch mit dem PC verbunden werden, wo es sich als zwei Laufwerke meldet. Ein Laufwerk stellt den leeren internen Flash Speicher dar, das zweite bildet die eingesteckte SD-Karte ab.
Alternativ kann man die USB-Verbindung auch per Einstellung für das alte ActiveSync Protokoll zur Wartung und Installation von Software nutzen.

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Das Navi kann zwar bei weitem nicht so flexibel eingesetzt werden wie der Laptop, aber im Notfall ist es eben auch ein typisches Windows-CE Gerät, dass dafür entwickelte Software hosten kann.

Fazit

Für den Laptop hatte auch einmal ein angepasstes Arch-Linux gefunden, das von der SD-Karte gebootet werden konnte. Es ist also auch möglich, das Gerät auf Linux umzustellen, doch das vermag aus der Hardware auch nicht mehr herauszuholen. Ich erinnere mich auch dort an eine extrem zähe UI-Erfahrung, die dem Alltag nicht gerecht wird.

Und so bleiben meine beiden WinCE-Geräte eben WinCE-Geräte und verifizieren, dass Software, die im Emulator lief, auch in der realen Welt lauffähig ist.

Da diese Hardware heute nicht mehr produziert wird, bin ich froh sie noch rechtzeitig gekauft zu haben. Und obwohl es sich um keine Rennpferde handelt bin ich dennoch beeindruckt, wie das ganze OS fix im RAM laufend mit so wenig Ressourcen auskommt und dennoch ein vollständiges Windows UI darstellen kann.

Nachtrag:

Und wie mein Laptop von Innen aussieht, hat bereits jemand auf YouTube ausgebreitet:

[ Youtube Video Link ]