Weisheit ohne Zahn

Dass ich die beste Zahnchirurgin aller Zeiten erwischte hatte, war mir klar, als sie bei der Vorbesprechung den Satz einleitete mit:

Sie sind ja jetzt schon ein bisschen über dem Teenager-Alter …

um mich dann vorzuwarnen:

… da wird die Entfernung des Weisheitszahns ein bisschen länger dauern.

Jetzt ist er draußen, und mir geht’s trotzdem (noch) gut.


Das hat mich wirklich gefreut, dass ich “nur ein bisschen” über dem Teenager-Alter liegen soll. Da hätte ich eigentlich spontan ein Tränchen rausdrücken sollen und antworten müssen:

So etwas Liebes hat noch nie jemand zu mir gesagt.

Aber Spaß bei Seite.

Vor 5 Jahren musste bereits mein rechter am Unterkiefer gezogen werden, weil durchgerostet war. Der linke durfte bleiben, doch nun begann auch Karies seine Spur zu ziehen. Zwar ohne Schmerzen doch nun wurde empfohlen ihn vorsorglich entfernen zu lassen.

Interessant ist, dass man in der Chirurgie verwundert war, dass mir dieser nicht gleich im Jungendalter entfernt wurde, doch das hatte man mir bei den jährlichen Kontrollen nie angeraten.

Termin 10 Uhr

Gestartet wurde mit 2 ordentlichen Spritzen zur Betäubung, die ich 20 Minuten lang “einwirken” lassen musste. Am Unterhaltungsmonitor, der heute in keiner Praxis mehr fehlt, lief Popeye, der ständig Bluto aufs Maul schlug … auch ein interessanter Aspekt.

Dann ging es los. Über eine halbe Stunde lang wurde gebohrt, herausgebrochen und weiter gebohrt.
Gespürt habe ich nicht das geringst, obwohl ich permanent darauf wartete, dass sogleich schlimme Schmerz einsetzen. Denn der Bohrer am Kieferknochen lässt den Schädel durchaus mitvibrieren. Man spürt das zwar nicht, aber es hört sich furchtbar an.

Einige Bohrer gaben an mir den Geist auf und mussten durch neue ersetzt werden. Meine Ärztin meinte, dass sie schon lange kein so hartes Zahnmaterial mehr gesehen hätte.
Das ist wohl der Grund dafür, dass der Eingriff häufiger im Teenager-Alter gemacht wird, wo der Knochen noch viel weicher ist.

Doch mit einigem Werken und Ziehen wurde der Zahn mit seine vier verdrehten Wurzeln, der seitlich tief vergraben war, letztendlich entfernt.

Hier zeigt sich wieder mal die Kunst der Medizin, die einem hochspezialisiertem Handwerk gleicht.

Medikation

Meine letzte Entfernung vor 5 Jahren hatte einen Seiteneffekt: Die Heilung setzte nicht wie gewünscht ein und zwei Tage später fingen die Schmerzen so richtig an.
Ich hoffe, dass diesmal alles “normal” verläuft, womit ich noch ein paar Tage Schmerzmittel und Antibiotika nehme und dann alles ganz natürlich weiter verheilt.

Seractil forte 400mg sollen mir die anfänglichen Schmerzen nehmen und Augmentin 875 mg wird als Antibiotikum dienen.

Auch da erinnere ich mich daran, dass ich beim letzten Mal noch dachte:

Ach was, so schlimm war das nicht, die Schmerzmittel werde ich nicht aufbrauchen.

Alter Schwede, war ich am Ende froh, dass es diese Mittel gibt.
Wenn nämlich der ganze Kopf zu hämmern beginnt, ist man für jede Form der Linderung einfach nur dankbar.

Empfehlungen und Ausblicke

Keine Milch!

hieß es sofort, denn Milch dürfte die Aufnahme des Antibiotikums erschweren.
Anstatt dessen soll man “normal” essen, aber nichts Hartes, was die Wunde reizen könnte.

Auch soll man weiter (mit Vorsicht) die Zähne putzen aber nie durchspülen, weil das ebenso der Wundheilung schadet.

Wichtig ist auch, die Wange keiner Wärme auszusetzen, denn das kann zu einer starken Schwellung führen.
Zum Glück habe ich aber noch vom letzten Mal Gelkühlpacks, die man im Kühlschrank aufbewahrt und dann an die Wange legen kann um sie zu kühlen. Ein altes Stirnbad bindet nun das Gelpack an mich.

Fazit

Das war es dann also … mit meiner Weisheit.

Wie der weitere Verlauf sein wird, wird sich noch zeigen, aber ich habe ein gutes Gefühl da bisher alles reibungslos verlaufen ist.

Respekt kann ich der Zahnmedizin zollen, die heute in kürzester Zeit solche Eingriffe für den Patienten unkompliziert durchführen kann.