Falcon and the Wintersoldier

In Zeiten, in denen Kinos geschlossen haben und immer wieder kleinere StraßenaufmÄrsche durch die Gassen ziehen und gegen “ein Virus” demonstrieren, ziehe ich mich in meine Wohnung zurück und versuche über Internet-Streams und Online-Videos dem grauen Alltag zu entfliehen.

Nun ist Marvels Serie Falcon and the Winter Soldier bei seiner letzten Folge auf Disney+ angelangt … also Zeit mal darüber nachzudenken.


Im Vergleich zu WandaVision, wo ich die Protagonistin immer schon “geliebt” habe, wurden mit Falcon und dem Wintersoldier zwei andere “nicht-so-ganz-Hauptcharaktere” in den Vordergrund gebracht. Die beiden waren für die Handlung früherer Filme wie Captain America 2 und Civil War relevant, aber so wirklich “spannend” fand ich diese Figuren eigentlich nicht.

“Zweckdienlich” ist vermutlich das Wort, das ich am besten mit ihnen assoziieren kann.
Und von daher gingen meine Erwartungen eher in Richtung “nette Nebenbeiserie”, wo man aber nicht all zu sehr mitfiebert.

Und auf den ersten Blick war das auch so. Man sah den “Alltag” von Auftragshelden, die nicht wie Superhelden in den Filmen gegen übermächtige Gegner kämpften, sondern eher wie ein Spezialkommando der Polizei agierte um Terroristennetze ausfindig und dingfest zu machen.

Dann noch ein bisschen Drama dazu, wer jetzt der neue “Chef” werden wird und hier könnte man das ganze schon in eine Kiste packen und als “angesehen” abhaken.

Politik und Gesellschaftskritik

(Achtung Spoiler!)

Avengers Infinity War und End Game hatte eine bis dato nicht diskutierte Weltlage geschaffen. Zuerst lässt Thanos die halbe Erdbevölkerung zu Staub zerfallen, dann vergehen 5 Jahre und am Ende können die einst vernichteten Seelen wiederhergestellt werden.

Doch was geschah in der Zwischenzeit? Hier erklärt die Serie wage, wie Staaten anfangs zusammenbrachen und sich dann eine “neue” Weltordnung formierte. Leerstehende Häuser konnten an andere “vergeben” werden und irgendwie schuf der Verlust ein neues Gefühl des Zusammenhalts.

Und 5 Jahre später tauchen die zuvor ausgelöschten 4 Milliarden Menschen einfach wieder auf.
Ähm … wenn man darüber nachdenkt … eigentlich fast das schlimmere Chaos.
Denn so wurde die Welt wieder “zurückgesetzt”, Staaten und Ansprüche waren wieder da, jene, die sich in den 5 Jahren etwas aufgebaut hatten, wurden plötzlich zu den Sonderlingen, die nicht mehr dazu passten.

Hier muss ich der Serie ein Lob aussprechen, denn selten wurde so genau dargestellt, wie eine Gruppe von “Flüchtlingen” der neuen alten Weltordnung sich einfach dafür einsetzte, dass alles wieder so werden sollte, wie es aus ihrer Sicht in den letzten 5 Jahren “gut” war.

Was hätte ich wohl an deren Stelle getan?

Ich bin echt froh, dass nicht in alter Captain America Art, einfach alles schwarz und weiß gezeichnet wurde, und dass Falcon und der Wintersoldier nicht die strahlenden Helden waren, sondern als Menschen mit Problemen und abweichenden Ansichten dargestellt wurden.

Neue Hoffnung am Ende

Tatsächlich waren es die letzten Minuten der letzten Folge, die mir die Serie vermutlich noch lange im Gedächtnis halten wird.
Denn seit der Ansprache aus Black Panther, gab es keine so direkte Moralrede mehr, die den Geist unserer Zeit ähnlich exakt und kritisch trifft.

Nach der Verhinderung eines fatalen Terroranschlags redet Falcon als neuer Captain America “den Abgeordneten der Weltordnung” tief ins Gewissen:

Die Politiker sollen sich nicht mit Gleichgesinnten in einen Raum setzen und über andere bestimmen, sondern sich mit eben diesen an den Tisch begeben und auf Augenhöhe Lösungen ausarbeiten.

Tja, leicht gesagt … das kann man vielerorts einfordern. Sei es die Flüchtlingskrise, die uns seit 2015 beschäftigt, oder seien es die Corona-Verordnungen.
Viel zu selten kommt es vor, dass mal jemand sagt:

Sorry, tut mir leid, wir haben das falsch gemacht. jetzt machen wir es besser.

Anstatt dessen wird weiter ohne Rechtfertigung von oben nach unten hin “entschieden”.

Und vielleicht braucht unsere Welt genau so etwas, nämlich eine fiktiven Filmhelden, der eine Szene abspielt, in der das Hässliche von Seiten aufgezeigt wird, damit beide daraus lernen könne.

Fazit

Genau deshalb bin ich dafür, dass jeder die Serie ansieht und die letzten Szenen auch nachvollziehen kann. Wie so oft, kommen wir nämlich immer nur gemeinsam durch die Krise.

Für eine “Superheldenserie” war dieser Titel vielleicht zu bodenständig. Aber manchmal tut nüchterner Realismus dem Körper auch ganz gut … auch wenn er nicht so süß und zugedröhnt wie andere Serien-Bon-Bons schmeckt.

… als nächstes steht dann die “Loki” Serie auf dem Marvel-Plan.