Toshiba T300 - Teil 2
« | 23 Jul 2022 | »Und wieder einmal musste ich mich davon überzeugen, dass mein Toshiba T-300 noch läuft.
Diesmal sah ich meine alten Disketten durch, ob ich vielleicht noch ein paar Infos über das Gerät aus dem Jahr 82/83 erhalten kann.
Der Boot Vorgang
Im Hitchhiker’s guide to the galaxy steht bekanntlich das beruhigende
Don’t panic
an erster Stelle.
Und irgendwie wurde ich daran erinnert, als ich das Gerät wieder einschaltete
und am Bildschirm sofort die Worte
WAIT A MINUTE
erschienen.
Schließlich braucht die Maschine (in Wahrheit nur 20 Sekunden) um warm zu
laufen und ein komplexes BIOS mit
RAM-Tests und vielen anderen Infos gab es damals nicht.
Danach schaltet sich das Diskettenlaufwerk ein und versuchte von Laufwerk A zu booten, was ebenso mit
PROGRAM LOADING
kommentiert wird.
Nach weiteren 10 bis 15 Sekunden, sieht man bereits, wie
MS-DOS 2.0
seinen COMAMD.COM
Prozess startet und danach CONFIG.SYS
und
AUTOEXEC.BAT
abarbeitet.
Diskettenformat
Ich erwähnte bereits, dass der T300 ein nicht IBM-konformes Diskettenformat einsetzt und wesentlich mehr Daten auf den alten 5.25 Zoll Floppies unterbringt.
Mit dem FORMAT B:
Aufruf, konnte ich das jetzt nochmal nachstellen.
Eine übliche IBM 2D
(Double density) wird in der Regel mit
40 Tracks (Spuren) und 9 Sektoren auf zwei Seiten zu je 512 Bytes formatiert.
Daraus ergeben sich dann 368 640
Bytes, also 360 KB
.
Es gab aber auch eine ältere Formatierung mit nur 8 Sektoren, die sich in
neueren DOS-Version mit format /8
erreichen ließt, die dann auf
327 680
Bytes, also 320 KB
kam.
Und offenbar verdoppelte Toshiba einfach die 40 auf 80 Tracks und blieb bei
den 8 Sektoren um auf 655360 Bytes oder 640 KB
zu kommen.
Zieht man davon 6 KB
für Bootsektor und FAT-Infrastruktur ab, kommt man
nämlich genau zu den 649216
Bytes oder 634 KB
, die FORMAT.COM
am Ende
für Nutzdaten meldet.
Eine so formatierte Diskette konnte mein “normales” 5.25 Zoll Laufwerk unter
Windows nicht mehr lesen und beschwerte sich, dass “Spur Null” nicht gefunden
werden kann.
Das ist deshalb bemerkenswert, weil das gleiche Laufwerk die moderneren HD
(High-Density) Disketten mit 1.2 MB problemlos lesen und formatieren kann,
wobei die mit 80 Tracks und 15 Sektoren formatiert sind.
Doch wenn man unter Windows eine Diskette mit 360 KB formatiert
(heute FORMAT A: /T:40 /N:9
, früher unter DOS FORMAT A: /F:360
), dann kann
sie vom Toshiba T300 problemlos gelesen und beschrieben werden.
Die Toshiba Formatierung mit FORMAT B: /2
erzeugt wiederum eine 320 KB
Speicherdichte und meldet dann am Ende: Format complete (2D type)
.
2D
ist also das IBM kompatible Format und 2DD
Toshibas Verdoppelung.
System Kopieren
Das wirklich nervige ist, dass FORMAT /S
zum Kopieren des Betriebssystems
nur Toshiba-formatierte Disketten zuließ. Die weiß noch von früheren Tests,
dass das an Toshiba angepasste MS-DOS die versteckten Systemdateien
TBIOS.SYS
und TDOS.SYS
für den Boot anlegt.
Doch da in DOS 2.0 weder DIR /AS
existiert noch COPY
mit Systemdateien
umgehen kann, sind diese Dateien für mich leider unerreichbar.
Alle anderen Programme inklusive COMMAND.COM
konnte ich auf 360 KB Disketten
kopieren und am PC archivieren, doch leider nicht den DOS-Kern selbst.
Und leider verfüge ich auch gar nicht über ein vollständiges DOS für das Gerät.
Meine Disketten waren nur ausgestattet mit:
COMP.COM
zum Dateien vergleichenDEBUG.COM
der klassische DOS x86-ASM DebuggerDISKCOPY.COM
Disketten kopieren Byte für ByteEDLIN.COM
Ein Zeileneditor für TexteFDISK.COM
für eine Festplatte, die nicht eingebaut warFORMAT.COM
zum Formatieren von DiskettenGRKBPRG.COM
der deutsche TastaturtreiberLABEL.COM
benennt eine Diskette umLOGO.COM
die Programmiersprache LogoMODE.COM
verändert Parameter der Ein/AusgabeMORE.COM
zeigt Ausgaben seitenweise anPRINT.COM
druckt im HintergrundRECOVER.COM
versucht ein defektes Dateisystem wiederherzustellenRST.COM
startet die Maschine neuTBASIC.COM
Toshiba Basic, ein GW-BASIC Klon
Andere Tools wie ATTRIB
oder SYS
fehlten. Ich selbst hatte vor 25 Jahren
mal ein SYS.COM
von DOS 3 auf eine der Disketten kopiert, nur um dort
beobachten zu können, dass es nicht funktionierte und das System einfrieren
ließ.
Ich vermute aber, dass ich mit Programmiersprachen wie
Turbo Pascal 3 ein Tool
wie ATTRIB
recht leicht nachbauen können sollte, denn die DOS INT 21h
Funktion AH=43h
kann mit AL=01h
Attribute ändern, und ich vermute,
wenn TBIOS.SYS
und TDOS.SYS
zu normalen Dateien werden, dann kann COPY
sie auch kopieren.
Und irgendwie glaube ich, dass es Taktik von Microsoft und/oder Toshiba war, dass man das Betriebssystem nur auf Disketten mit dem eigenen Datenformat übertragen konnte.
Fazit
Leider habe ich damals keine weitere Toshiba-Software gerettet und das bereue ich. Denn somit ist womöglich wieder ein Stück IT-Geschichte verloren gegangen.
Reine DOS-2-Software läuft vermutlich auf dem Gerät, doch viele Programme nutzten direkte Hardwarezugriffe oder neuere DOS-Versionen und sind somit nicht mit dem T-300 kompatibel.
Ich frage mich, ob es noch andere Besitzer eines solchen Gerätes gibt, und ob diese weitere Software dafür besitzen.
Sollte es mir doch noch gelingen, die gesamte Diskette zu “sichern”, plane
ich, sie auf archive.org
zu stellen … doch zur Zeit macht das wenig Sinn.