Atom D2550/D2700

Als nach der Pineview Serie (ich nutzte zuvor einen D510) die Cedarview Serie von Intel Atom Boards in den Handel kam, kaufte ich mir die Modelle D2550 und D2700 als Test-Client und als meinen neuen Home-Server.

Leider sind diese Modelle bis heute ein Lehrbeispiel dafür, wie man ein System nicht gestalten sollte.
(Aber das passt ja perfekt zu mir: Nämlich mit schlechten Systemen zu arbeiten.)


Da baute Intel also vor 10 Jahren einen Nachfolger des Atom D510 (45nm, 13 Watt TDP) mit der damals neueren 32nm-Fertigungstechnik und nur 10 Watt TDP.

Und 3 Watt weniger Strom ist ja “ur-viel” und “super-geil”, also war der D2700 auch schon gekauft. Das Board hieß D2700MUD und es muss wohl um das Jahr 2013 gewesen sein.

D2700: Server Installation N-mal

Zuerst dachte ich, es ist so weit, ich steige von Server 2003 auf 2008 (R2) um, primär um Hyper-V einzusetzen. Doch Fehlanzeige, denn der Prozessor besaß keinen VT-x Support und ließ Hyper-V Dienste nicht hochstarten. Womit ich wieder zum Server 2003 mit Virtual Server 2005 zurückkehrte.

Die nächste Ernüchterung setzte bei mir erst nach der Server 2003 (x64) Installation ein, als ich einen passenden Grafik-Treiber einspielen wollte.
Der war auf der Webseite nicht vorhanden, sondern dort gab es nur einen Windows 7 (32 bit) Treiber.

Dann erst las ich die Doku und stellte fest, dass ich zwar einen 64-Bit Prozessor gekauft hatte, Intel aber nur Treiber für Windows 7 32-bit geschrieben hatte und keinen weiteren Plattform-Support anbot.
Das Teil heißt: “Intel(R) Graphics Media Accelerator 3600 Series” und hat folgende Hardware ID: PCI\VEN_8086&DEV_0BE2&SUBSYS_20148086&REV_09.
Siehe: https://www.intel.com/content/www/us/en/support/articles/000005823/graphics.html

Man musste also entweder ein 32-Bit Windows 7 installieren oder man freundete sich mit dem Standard VGA-Treiber mit seinen 4:3 Formaten auf den 16:9 Bildschirmen an.

Eigenes Treiber INF zusammenstellen

Ich ging den dritten Weg, installierte nochmal Windows 2003 aber diesmal mit 32 Bit und lud dann von Intel einen eigenen Treiber-Baukasten herunter, mit dem man den 32-Bit Treiber für Windows XP/Server 2003 anpassen konnte.

Intel EMGD 1

Das Paket heißt IEMGD (Intel Embedded Media and Graphics Driver) for Intel Atom Processor N2000 and D2000 Series.
Hintergrund war vermutlich Windows XP Embedded 2009 und Windows CE, welches damals noch häufiger auf Industrie-Terminals zu finden war.

Intel EMGD 2

Zuerst musste man eine Konfiguration anlegen um die unterstützten Ports (z.B.: VGA und HDMI) einzubinden. Und danach war nur noch die Auswahl der Zielplattform zu treffen.

Intel EMGD 3

Der Menüpunkt Generate Installation kopiert alle notwendigen Treiberdateien installationsbereit (samt INF Datei) zusammen.
Und das funktionierte tatsächlich recht gut, womit ich am Ende mit vollem Grafik-Support unter Server 2003 arbeiten konnte.

D2550, der kleine Bruder

Irgendwie dachte ich mir, ich müsste auch noch ein “moderneres” Windows XP besitzen und kaufte mir dann auch noch das Geschwister-Mainboard D2550MUD2 mit dem D2550 Atom Prozessor. Der ist ein paar hundert Megahertz langsamer als der D2700, aber sonst identisch.

Und natürlich gab es mit diesem Teil die gleichen Probleme mit der Grafik.

Crashgefahr ab Windows 8

Für kleine Aufgaben (SSH, Mail, Webrequests, VPN) arbeitet das alte Atom Board bis heute bei mir, wenn ich meinen “Hauptrechner” nicht extra starten möchte.
Versuche auf Windows 8 oder Windows 10 zu wechseln scheiterten aber an einem interessanten Detail: Die Grafik schmiert ab, sobald Windows Store Apps geladen werden.

Ich vermute mal, dass die Direct-X Implementierung des Windows-7 Treibers fehlerhaft ist oder Windows 8 im Treiber nicht vorhandene Features benötigt. Denn immer wenn eine Store-App im Vollbild geöffnet wird, ist ein Bluescreen “vorprogrammiert”.

Win32 Apps und Spiele funktionierten allerdings auch unter Windows 8 in meinen Tests.
However … nachdem ich aber kein instabiles System haben wollte, wechselte ich wieder zu Windows 7 und bin damit bis heute glücklich.

Fazit

Die Atom D2000 Serie ist ein Beispiel dafür, wie man Prozessoren nicht vermarkten sollte. Denn alle Vorgänger und Nachfolger nutzten Intel-Grafikchips für die unter Windows und Linux ausreichend Treiber und Knowhow zur Verfügung stand.
64-bit wegen der Grafik auszuschließen ist für ein Produkt aus dem Jahr 2012 unsinnig und kam auch bei der Community nicht gut an.

Die Lösung wäre gewesen, den Sourcecode zu veröffentlichen, doch auch dazu ließ sich Intel trotz vieler Support-Anfragen nicht überreden.

Naja … ich nutze meine beiden D2550MUD2 und D2700MUD Boards jedenfalls weiter mit Windows 7 für Kleinkram und Server 2003 mit Virtual Server.

Echt Schade, dass man daraus nicht mehr machen kann … aber so ist das Leben bzw. Intel manchmal.