archive.org

Entgegen vieler Behauptungen nach der Art:

Das Internet vergisst nicht.

behaupte ich: Das Gegenteil ist der Fall.
Denn Websites und Software, die älter als 5 Jahre sind, verschwinden von heute auf morgen, wenn Firmen Pleite gehen oder Privatleute ihre Homepage auflösen. (Nur bescheuerte Fotos von Fresstellern und Katzen leben auf Facebook ewig weiter.)

Doch einer kämpft gegen das globale Vergessen an:
Das Internetarchiv von archive.org.


Tja, da dachte man, die ersten Fehlgriffe in der Webentwicklung aus den 2000ern wären längst vergessen, und dann findet man dennoch ein Abbild auf web.archive.org. Denn bereits vor 20 Jahren hat das Internet Archiv entweder automatisch oder bewusst “bestellt” HTML Seiten herunter geladen und für die Nachwelt konserviert.

Ein Blick in die Vergangenheit

Wenn mir also langweilig ist, kommt es schon mal vor, dass ich einen Domänennamen eines früheren Arbeitsplatzes eintippe und mich köstlich darüber amüsiere, wie Homepages “damals” vor 15 Jahren aufgebaut waren … oder man lacht, weil sich bis heute nichts daran geändert hat … und dementsprechend “aussieht”.

Leider funktionieren gerade neuere Snapshots nicht mehr richtig, weil zwar der HTML Content und ein paar Grafiken gespeichert wurden, doch diverse Javascripts, die Daten dynamisch von den Originaldomains nachladen wollen, versagen unweigerlich.

Ich selbst habe bei einigen Webprojekten immer wieder zahlreiche URLs bei archive.org gemeldet, um sie sichern zu lassen, und bin froh, dass sie auf diese Weise bis heute überlebt haben.

Das große Retro-Software Archiv

Wenn man Wikipedia z.B.: zu Windows PE befragt, lernt man viel über die unterschiedlichen Versionen … doch regulär erhalten kann man leider nur mehr die neuesten.
Microsoft bietet in seinen MSDN Abos zwar bis heute Windows 3.x und Visual Basic Classic 2 bis 6 an, doch WinPE wurde mit Ausnahme der neueren Windows 10 Varianten von den Downloadseiten entfernt.

Welch Glück, dass einige aufmerksame Mitmenschen dieses Manko bemerkt haben und ihre damals gesicherten Downloads wieder verfügbar gemacht haben, und zwar auf archive.org. (Lizenztechnisch sollte das in Ordnung gehen, da WinPE immer schon frei verfügbar war und nur der produktive Einsatz an andere Windows-Lizenzen gebunden war.)

Nach einer Registrierung kann nämlich jeder User Daten auf diese Plattform hochladen.
Gedacht ist das natürlich primär für freie Informationen und persönliche Daten (wie z.B. alte Fotos oder Bücher), doch inzwischen findet man dort auch eine Vielzahl von Softwarestücken, deren Softwarepatente und anderen Beschränkungen abgelaufen sind.

Und so hat sich archive.org zu einem interessantem Museum für digitale Werke entwickelt und konserviert auf diese Weise auch den “Zeitgeist” der Softwareindustrie der vergangenen Jahrzehnte.

Fazit

Ich finde solche Projekte wirklich großartig, denn mit einer größeren Organisation im Hintergrund, hege ich die Hoffnung, dass dieses Archiv sicher noch lange überdauern wird.

Denn dass viele digitale Werke oft mit dem Tod ihrer Autoren vollständig aus dem Netz verschwinden, ist dem kommerziellen Gedanken der Provider geschuldet. Sobald die nächste Jahresrechnung einer Domain nicht bezahlt wurde, oder ein kostenloser Hoster eingegangen ist, verschwinden oft unzählige wertvolle Dokumentationen zu Technik und Software für immer.

archive.org wirkt der Netz-Demenz nachhaltig entgegen und ich hoffe, dass vielleicht auch meine Beiträge auf diese Weise ein “längeres” Leben beschreiten dürfen.
Und gleichsam möchte ich auch für diese Plattform werben, dass auch andere Entwickler und Blogger ihre Inhalte über das Archiv verewigen lassen.

Wie man heute also sagt: Daumen hoch! 👍