Corona Teststraßen Marsch

Lange habe ich gewartet … doch nun geht es einfach nicht mehr:

Ich MUSS zum Friseur!

Denn sich eine Haarwelle über die Stirn zu kämmen so wie Teenage-Justin-Bieber seinerzeit sieht in meinem Alter leider nicht mehr “so cool” aus, wie man es sich erhoffen würde.

Also auf zur Teststraße um eine Freigabe für “körpernahe Dienste” zu erhaschen.


Nachdem die österreichische BundesNegierung bemüht ist, in jedes Fettnäpfchen zu treten um die Corona-Impfung zu verzögern, gilt weiter Status-Quo:

Jeder Bürger, der einen körpernahen Dienst (wie etwa Haareschneiden) in Anspruch nehmen will, braucht einen offiziell abgesegneten Coronatest, der nicht älter als 48 Stunden sein darf.

Meine Heimtests von vor ein paar Wochen bringen beim Friseur nichts, denn die könnte ich ja manipuliert haben.

Alptraum Online-Abmeldung

Am Anfang war ich noch motiviert, öffnete wien.gv.at und fand auch gleich den Link zur Anmeldung in einer von Wiens “Teststraßen”.
Meine Wahl fiel auf die Therme Wien in Oberlaa, denn schließlich ist das nur ein paar Stationen mit der U1 von mir entfernt.

Die Seite verlangte nur Vor- und Nachname wie eine E-Mail-Adresse, was mir etwas wenig vorkam. Man konnte quasi jeden Zeitpunkt zwischen 7:00 und 20:00 Uhr wählen (in 15-Minuten Blöcken), und ich dachte, dass ich mit 12:00 Uhr den geringsten Stress hätte. Nach der Überprüfung der eingegeben Daten poppt auch schon eine “Fertig” Seite auf und ein E-Mail mit der gleichen Information trudelt ein.

Nehmen Sie den bei der Registrierung erhaltenen QR-Code unbedingt zum Test mit!

Nur hatte ich einen solchen Code nicht. Was war da schief gelaufen?
Also las ich mir die FAQ-Seite durch und die meinte:

  • Zuerst “reservieren” Sie einen Termin für den Test in der Straße ihrer Wahl
  • Dann “registrieren” Sie sich einmal kostenlosen.

Zur “Reservierung” gab es einen Link und das hatte ich ja schon erledigt. Die “Registrierung” war aber mit keiner Seite verknüpft … also wo muss man da hin?

Ich machte also eine weitere “Reservierung” und las die Punkte nun genauer durch … doch erneut fand ich nur den Hinweis, dass ich einen QR-Code mitnehmen soll. Wie der zu bekommen war, war wieder nicht beschrieben.

Dann startete ich eine dritte “Reservierung” und da fiel mir am Ende etwas auf: Normalerweise haben diese Schritt-für-Schritt Seiten links einen “Zurück” Button und rechts einen mit “Weiter”. Bei der Reservierungsseite, verwandelte sich am Ende der “Weiter” Button in ein “Bearbeiten” und der führte zu einer Seite um seine Daten wieder editieren zu können.

Was mir aber nicht aufgefallen war: Dort wo normalerweise “Zurück” steht, tauchte nun ein simples “Weiter” auf …. und das ist der Link zu einer gänzlich anderen Seite, wo man sich “registrieren” kann, um Adresse und Sozialversicherungsnummer einzutragen.

Also mal ehrlich! viel bescheuerter kann man es eigentlich nicht mehr machen!

Entweder bin ich einfach nur dumm … oder es andere Bürger mussten hier auch lange herumirren, bis sie zum Ziel gelangten.
Hoffentlich wird das noch verbessert!

Ein Test wie im Wohnzimmer

Um 11:53 stehe ich also vor dem Kurzzentrum, dort war auch schon alle 5 Meter ein Plakat um einen zur Parkgarage zu geleiten, denn dort unten wurde getestet.

Es waren zwar schon einige Personen zum Testen vor Ort, aber da es mehrere Stationen gab kam ich unmittelbar dran, zeigte meinen ausgedruckten QR Code her und schon durfte ich mich setzen und ein von Schutzkleidung und Helm ummantelter Mann kam mit einem Wattestäbchen auf mich zu.

Es wurde der exakt gleiche Test gemacht, den ich mir auch aus der Apotheke für zu Hause geholt hatte. Auch die Teststreifen und Röhrchen waren identisch verpackt.

Der Unterschied ist nur, dass jemand anderer einem in die Nase bohrt. Kaum waren die Tröpfchen auf dem Streifen, durfte ich es mir auf einem isoliert stehenden Sessel bequem machen und 15 Minuten warten.
Dabei fiel mir auf, dass die ganze Garage von Heizkanonen befeuert wurde und mir in der Winterjacke wesentlich wärmer wurde, als zu Hause.

Nach den 15 Minuten darf man seinen Streifen (der auf der Unterseite mit einem Barcode-Sticker versehen war) selbst zu einem Abgabeplatz am anderen Ende der Garage befördern, wo ein Mitarbeiter nochmals den Ausweis sehen will und dann das Testergebnis (bei mir natürlich: Negativ) auf Papier ausdruckt.

Nach dem Test ging’s mit der U-Bahn zum Friseur, wo ich auch gleich dran kam und der Zettel vorgezeigt werden musste.

Fazit

Also … das ist ja mal was, worüber ich in 5-10 Jahren hoffentlich lachen kann. Seit 20 Jahren gehe ich immer mal so am Friseur vorbei und lasse mir die Haare schneiden, wenn sie mir über die Augen wachsen.

Doch in diesen Tagen, muss ich zuerst zu einem von 10 Testplätzen oder zu speziellen Apotheken marschieren, bevor ich mich der Schnibblerei aussetzen darf.

Das Schlimme dabei ist … eben wegen unzähliger illegaler Parties und “Demonstrationen gegen das Virus” breitet sich COVID-19 aktuell wieder viel zu sehr aus. Das Herausfiltern von Infizierten ist daher ein notwendiges Übel … however … es klingt einfach zu komisch:

Ich brauche eine Freigabe fürs Haare schneiden…

Tja, so ist das Leben nun mal.
Oder wie mein Großvater dann scherzhaft sagte:

Ernst ist das Leben,
heiter die Kunst,
nass ist der Rinnstein,
wenn man drauf brun…nenwasser gießt.

Man muss eben versuchen, alles mit einer Portion Humor zu nehmen.