Wiener Gemeinderatswahl 2020

Die Wiener Stadtregierung hat (und das ist in Österreich inzwischen leider nicht mehr selbstverständlich) ihre Legislaturperiode von 5 Jahren durchgehalten.
Heute wird der Stadtrat, der Bürgermeister und die Bezirksvertretung neu gewählt.

Und ich durfte wieder als Beisitzer einige Wählerlisten führen und am Ende die Stimmzettel mit auszählen.


Business as usual.

kann man da sagen. Denn es lief alles recht ähnlich wie bei meinen letzten beiden Beisitz-Jobs ab, siehe

Zusammengefasst lief es so ab:

  • 6:00 Uhr Ankunft im Wahllokal
  • Abzählen von Kuverts und Stimmzettel
  • Angelobung durch den Wahlleiter
  • 7:00 Uhr: Öffnung des Wahllokals
  • Notierung einer fortlaufenden Nummer bei jeder abgegebenen Stimme.
  • 17:00 Uhr: Schließung des Wahllokals
  • Auszählung der abgegebenen Kuverts
  • Aussortierung der enthaltenen Stimmzettel
  • Mehrfaches Durchzählen der nach Partei sortierten Stimmzettel
  • Prüfung der Namen bei den Vorzugsstimmen und Erfassung ihrer Kandidatennummern
  • Amtliche Notierung aller Informationen
  • Verpackung und Versiegelung aller sortierten Stimmzettel
  • 19:30 Uhr: Verabschiedung

Sonderfall Corona

Auch die Wahl stand ganz im Zeichen von COVID-19 und so mussten wir alle entweder Mund-Nasen-Masken oder ein Kunststoffvisier vor dem Gesicht tragen.

Den Wählern erging es ebenso, auch sie mussten sich schützen.
Zusätzlich war vor dem Wahlleiter ein Glaswand aufgestellt, damit dieser den Wähler gefahrlos auffordern konnte, die Maske kurz abzunehmen um das Gesicht mit dem Ausweisfoto vergleichen zu können.

Stifte lagen diesmal auch keine in den Kabinen auf. Entweder die Wähler brachten ihre eigenen Schreibstifte mit, oder sie konnten welche vom Wahlleiter ausleihen, die nach Rückgabe sofort desinfiziert wurden.

Das war es aber auch schon zum Thema Corona. Ansonsten lief alles regulär ab.

(Fast) Keine Probleme

Es gab einmal die Notwendigkeit der Prüfung eines Vornamens, der in der Wählerliste eine andere Schreibweise hatte als es auf dem Ausweis vermerkt war. Hier konnte aber telefonisch mit dem Wahlamt abgeklärt werden, dass es sich um die richtige Person handelte und die Wahl regulär fortgeführt werden konnte.

Bei einem zweiten Fall mussten wir feststellen, dass ein Anwohner erst nach dem gesetzlichen Stichtag in Wien gemeldet war und somit konnte dieser nicht an der Wahl teilnehmen.

Die Stimmenauszählung verlief zwar langsam aber sehr erfolgreich. Tatsächlich stimmten die gezählten Stimmzettel gleich am Anfang mit den erwarteten Zahlen aus den Listen überein.

Es gab jedoch wieder einen einzigen Fall, bei dem wir uns mit der Behörde abstimmen mussten. Und zwar konnte man zwei Vorzugskandidaten für die Bezirksvertreterwahl notieren. Ein Wähler schrieb hier einen richtigen und einen falschen Namen auf, die beide auch korrekt gezählt wurden. Doch am Ende ergaben die Summen der korrekten und nicht korrekten Stimmzettel ein größeres Ergebnis, weil der ein Zettel sowohl zu den korrekten als auch den falschen gezählt wurde. Also mehr Stimmen-Infos als Wahlzettel.

Letztendlich war aber auch das nur eine kleine Formalität.

Highlights

Es löst natürlich ein Schmunzeln aus, wenn unter vielen Wählern, die alle recht förmlich auftreten, dann auch mal ein junger Bursche in Skater-Klamotten reinkommt, uns alle duzt und in lässiger Jugendsprache nach Einwurf seines Kuverts sich mit “Macht’s gut!” verabschiedet.
Ein “cooler” Typ eben.

Unvergesslich war aber der Besitzer einer Pizzeria, der am Ende noch Werbung für sein Restaurant machte. Als einer meiner Kollegen meinte:

Und da haben Sie uns gar nichts mitgebracht?

meinte der gute Mann, wir hätten ja nichts bestellt und verließ sich freundlich verabschiedend das Wahllokal.

Eine Stunde später erschien der Pizzabäcker erneut mit einer großen Pizzaschachtel und stellte sie uns vor die Nase. Er wollte uns einfach ein Geschenk machen und verließ erneut grinsend den Raum ohne Geld für seine Dienste anzunehmen.

“Hashtag-Ehrenmann” würde man jetzt im Chat schreiben! Also diese Überraschung war gelungen, denn niemand hatte mit dieser Tat gerechnet. Die Pizza war vor allem so groß, dass wir sie mit den anderen uns umgebenden Wahlzimmern teilen konnten.

Diesen netten Kerl werde ich also in Zukunft noch einen Besuch abstatten und ihm ein entsprechendes Geschäft zukommen lassen.

Vielleicht war es nur ein einfacher Werbetrick, aber er kam so sympathisch rüber, dass man ihn dafür einfach nur lieben musste.

Fazit

Wieder ist ein Tag im Namen der Demokratie vorüber gegangen. Ich hatte zwar (wie so oft am Wochenende) etwas wenig geschlafen, aber dennoch haben mich die Ereignisse des Tages bei Laune gehalten und mich einen schönen angenehmen Tag im Wahllokal mit netten Kollegen genießen lassen.

Am Ende habe ich mich mit den Pizzaresten etwas überfressen … schließlich wollte ich das übrige köstliche Stück nicht wegwerfen.

Aber sonst war das wieder mal ein schöner Tag im Dienste der Gesellschaft.