Zugang zum Internet
« | 18 Jan 2020 | »Samstag Nachmittag … und ich ärgere mich wie gewohnt über das Internet. Eigentlich nicht über das Internet, sondern meinen Zugang dazu.
Während ich also “warten muss”, bis ein Update langsam fertig wird, bleibt etwas Zeit um über die Vergangenheit nachzudenken.
War “das Internet” früher besser?
Das Internet ging bis zum Jahr 2000 an mir spurlos vorüber. Man hörte oder las zwar im Häuschen auf dem Lande, dass es das gibt, aber für einen selbst war es viel zu teuer und damit unerreichbar.
Als kurz vor der Jahrtausendwende die ersten Schulkollegen berichteten, Papa hätte jetzt ein Modem und man könne jetzt im Internet “surfen”, entstand natürlich weitere Neugier.
Meine Schule hatte zwar “einen” Internet-Zugang für alle eingerichtet, doch das sah so aus:
- 1 einzelnes Modem stellte eine Verbindung ins Netz her
- Die Maximalgeschwindigkeit waren 56 KBit, also 7 Kilobyte pro Sekunde, und bestenfalls erreicht wurden vielleicht 5 KB/s
- Über einen Proxy-Server wurde diese Verbindung auf alle PCs verteilt.
Wenn man also bis spät am Nachmittag (kurz bevor der letzte Bus heim fuhr)
alleine im Gebäude sitzen blieb, konnte man tatsächlich die eine oder
andere Seite öffnen, um Grafiken oder ein paar kleine
ZIP-Dateien herunterladen.
Während der regulären Schulzeit dauerte das Aufrufen von Seiten teilweise
3 bis 5 Minuten und Downloads liefen (kein Witz!) mit 200 Bytes pro Sekunde.
Man kann es sich heute einfach nicht mehr vorstellen.
Und so meinte ich damals, dass das Internet zwar eine nette Spielerei sei,
aber Daten und Medien dennoch weiter auf Disketten
und CDs verbreitet werden würden.
Na jedenfalls bekam ich dann im Jahr 2000 das gebrauchte
Modem eines Freundes
und konnte so die heimische Telefonleitung als Datenzugang nutzen.
Das lief übrigens in Verbindung mit meinem Prepaid-Mobiltelefon.
Denn wer damals bei A1 eine Nummer hatte, bekam auch
eine Einwahlnummer dazu, um über ein Festnetzmodem ins Internet zu kommen.
Abgerechnet wurde das dann aber beim Besitzer des Festnetzanschlusses,
also bei Mama.
Bereits ein Jahr später erlebte ich durch die Übersiedelung nach Wien
das Breitbandwunder.
Über Telekabel strömten bis zu 300 KBit/s in meine Wohnung, und durch
Downloads mit 30 KB/s erreichte ich dieses Limit häufiger.
Das Internet war in Wien also 10 mal schneller als am Land über Modem.
Jetzt muss ich aber hinzufügen, dass im alten Heim das 56K Modem weiter
als primäres Internet bestehen blieb.
Es war ein regelrechter Alptraum am Wochenende ins andere Zuhause zu wechseln,
wo man sich dann wie in der digitalen Steinzeit fühlte, während wochentags
stets ein frischer Datenwind durch die Leitungen floss.
Zu dieser Zeit war für mich klar: Internet braucht man einfach. Und trotzdem ließ ich mich zu der heute witzigen Aussagen hinreißen:
Für’s Internet kann man alte 10 MBit Netzwerkkarten nutzen, weil das Internet an diese Geschwindigkeit wohl erst in Jahrzehnten herankommen wird.
Chello, so hieß das Internet-Produkt von UPC Telekabel Wien
damals, nutzte eigene Kabelmodems,
die direkt über den RJ45 Port
der Netzwerkkarte an den PC angeschlossen wurden. Man musste die eigene
MAC-Adresse für sein Modem
registrieren lassen um damit ins Netz zu kommen.
Eine Einwahl gab es dafür nicht, war das Kabelmodem eingeschaltet, war
man im Netz … ein Novum für damals.
Während am Zweitwohnsitz die 5 KB pro Sekunde immer unerträglicher wurden,
wurde die Datenrate in Wien stetig gesteigert.
Zuerst waren es 600 KBit, dann 1 MBit, 2 MBit, 4 MBit, 6 MBit und ich
glaube so gegen 2007 waren die 10 MBit erreicht. Jedenfalls hatte ich
damals einen Screenshot erstellt, wo ein Download mit 1.5 MByte/s
heruntergeladen werden konnte.
Zum Glück war ich da schon lange auf eine 100 MBit Netzwerkkarte umgestiegen.
Korrekterweise muss man hinzufügen, dass im Telekabelnetz die Uploadraten
etwa ein viertel der Downloadrate betrugen. z.B.: 10 MBit Downstream, aber nur
2 - 3 MBit Upstream, doch zum Glück war dies alles einer
Flatrate zugeordnet.
Die Kosten lagen pro Monat bei um die 30 bis 40 Euro. Nachdem der Internet-Zugang
mit dem Kabelfernsehen verknüpft war, kann ich das nicht mehr so genau sagen.
Doch in Summe waren anfangs 50 und später 70 Euro im Monat fällig.
Irgendwann um 2010 kaufte ich mir zusätzlich einen USB UMTS Stick,
der meinen Laptop auch unterwegs mit
“Internet” versorgen sollte.
Das war dann ein merkbarer Rückschritt, denn dort wurde pro Übertragung
abgerechnet (und zwar 4 Euro pro GB), und außerdem waren die Datenraten
wesentlich geringer.
Aber für unterwegs war das OK und in den folgenden Jahren wurde das auch
schrittweise besser.
2015 kam es dann zwischen mir und UPC Telekabel zum Bruch. Als nun 15-jähriger Altkunde sah ich die Preispolitik als absolute Abzocke an. Mir wurden pro Monat 70 Euro abgerechnet, während Neukunden im ersten Jahr 10-15 und nachfolgend 20-25 Euro für den gleichen Internettarif abgerechnet bekamen.
Nach mehreren ignoranten E-Mails seitens des Supports, kündigte ich den
Vertrag und wechselte zum Mobilfunker Drei.at, der
über LTE eine 30 MBit
Flatrate für 25 Euro anbot.
Der Vorteil war aus meiner Sicht, die kleine Funk-Box, die überall im Lande
funktionieren sollte und nicht nur in meiner Wohnung.
Technisch betrachtet war das aber ein Rückschritt, denn UPC hatte zu dieser Zeit seine Geschwindigkeit schon auf 30 MBit hochgeschraubt und diese sollte künftig weiter anwachsen … keine Ahnung wo sie heute ist.
Doch ich muss sagen, selbst Videos lassen sich mit den 30 MBit für mich immer noch gut beziehen, und ob mich ein ISO-Image-Download jetzt 40 oder 20 Minuten kostetet, ist mir zur Zeit ziemlich gleichgültig.
… mit einer Ausnahme:
An Wochenenden merke ich leider dann doch, dass ich mit einem mobilen
Breitbandnetz in einem geteilten Netzwerk koexistiere, dessen Geschwindigkeit
mit jedem weiteren Nutzer sinkt.
Und da fallen die Downloads schon mal gerne auf ein paar hundert Kilobyte pro
Sekunde zurück, was bei heutigen Updates und Videos nervig ist.
Mein großes Glück ist jedoch, dass ich hauptsächlich Nachts im Internet
unterwegs bin. Und je später die Stunde um besser wird das Netz.
Früher war das übrigens auch so … aber vorwiegend, weil die Server tagsüber
schneller ausgelastet waren und nachts Kapazitäten frei wurden.
Und nachdem der Ausbau des neuen 5G Netzes angelaufen ist, wird es für mich in Zukunft wohl auch eine schnellere Alternative geben, zu der ich wechseln kann.
Oh … die Downloads des neuen Raspberry PI Images sind fertig. Na, dann kann’s ja weitergehen, und “mein Internet” darf sich ein bisschen ausruhen.