Weltfrauentag

Selbst wenn ich als Mann 50 Prozent meiner Privilegien einfach ablege, bin ich wahrscheinlich immer noch besser gestellt, als eine durchschnittliche Frau.

Und deshalb soll uns der heutige Weltfrauentag daran erinnern, dass wir zwar viel über Gleichberechtigung reden, sie aber immer noch lange nicht erreicht haben.


Geschäftsführer haben weltweit häufig folgende Gemeinsamkeiten:

  1. Sie sind männlich.
  2. Sie sind weiß.
  3. Sie gebärden sich gerne als die einzig wahren Macher.

Und was ist über Frauen bekannt?

Frauen gehören an den Herd, am besten in aufreizender Kleidung.
Wissen ist schädlich für sie, und lässt ihre Gebärmutter verkümmern.
Sie können nicht organisieren, Autofahren schon gar nicht.
Für politische Mitsprache sind sie ungeeignet.

Jeder lacht über diesen Blödsinn, der vor 50-100 Jahren noch genau so an Schulen unterrichtet wurde.
Doch hat die Gesellschaft dazu gelernt?

Jahrtausende wurden Frauen diskriminiert und bekamen es häufig direkt zu spüren, wenn dem vermeintlich “starken” Geschlecht etwas nicht passte.

Ein besonders schändlicher Fall ereignete sich auch in meiner Familie, wo die Mutter einer entfernten Verwandten ihrer kleine Tochter immer die Leidenschaft ausredete, der Mutter die Haare zu kämmen.

Warum? Nun die Kopfhaut der Mutter war mit Narben bedeckt, die sie bei jeder Berührung schmerzten. Denn immer wenn ihr missmutig gelaunter Mann von der Arbeit zurückkam, ließ er seinen Zorn an seiner Frau aus. Und wenn “das Weib” dabei mit dem Kopf eine Kleiderkastentür durchschlug, musste sie sich wohl auch noch dafür entschuldigen, weil sie so tollpatschig war.

Bitte, sag bloß nichts, sonst wird der Vater wieder böse, und die Nachbarn schimpfen mich, weil unsere Ehe so schlecht läuft.

Jahre später waren die Kinder des Paars erwachsen geworden. Die Burschen hatten weiter Angst etwas gegen den jähzornigen Vater zu sagen. Bis eines Tages eines der Mädchen ihren Mut zusammennahm, in den Stall ging, eine Mistgabel holte und sie dem Prügler mit Entschlossenheit und lauter Stimme an die Gurgel setzte:

Wenn du noch einmal auf die Mutter hinhaust, dann war’s das für dich. Ich warne dich! Nur noch einmal!

Das war ein Wendepunkt, denn der übermütige Schläger knickte weinerlich ein. Und die alte Mutter wurde von diesem Tag an nicht mehr getreten und geschlagen.


Wie viele fleißige und kreative Frauen wurden wohl in den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte ihrer Rechte und ihrer Fähigkeiten beraubt, weil “alte Sitten” den Mann zum alleinigen Bestimmer über die Familie gekürt hatten?

Wie viele Ehen waren von Gewalt geprägt, worüber keiner sprechen durfte?

Wie viele Mütter konnten ihre Kinder nur unter schweren Strapazen großziehen, weil sich die Väter “verschlichen” und sie als billige Arbeitskräfte künstlich “klein” gehalten wurden?

Wie oft wurde es von Kollegen und Vorgesetzten geleugnet, wenn eine Frau sexuelle Belästigung oder Misshandlung gemeldet hatte, und mit Kündigungsdrohungen eine Strafverfolgung verhindert wurde?

Deshalb ist es wichtig, dass wir an solchen Tagen darüber nachdenken, was in unserer Gesellschaft nicht stimmt, und dass noch ein ordentliches Stück Weg vor uns liegt, bis Frauen und Männer auch im realen Leben wirklich gleich gestellt sind, eine adäquates Gehalt beziehen und alles erreichen können dürfen, wozu sie begabt sind.

Da gibt es noch verdammt viel zu tun!


Noch am selben Tag am Abend erlebte ich im CoderDojo die herrliche Szene, wie ein nicht einmal 10 Jahre altes Mädchen ihre ersten Gehversuche im Webdesign mit purem HTML machte.
Die junge Hobby-Programmiererin wollte unbedingt auch mal wissen, wie man eine eigene Webseite erstellt und ihr Vater unterstützte sie bei diesem Vorhaben vorbildlich.

Und dass heute ein Mädchen in so einem typischen “Männerbereich” wie der IT Seite an Seite mit anderen Jungs und Mädels ihrer neuen Leidenschaft nachgeht, beweist mir, dass wir vielleicht doch einmal auf dem richtigen Weg sind, und dass die junge Generation diese sinnlosen Fesseln der Vergangenheit sprengen kann.

Diese Errungenschaften müssen einerseits verteidigt und gleichzeitig ausgebaut werden und sie sollten in alle Gegenden und Länder der Welt exportiert werden, in denen es leider auch heute noch heißt: “Frauen an den Herd.”