Das erste Programm

Ich möchte diese Zeilen meiner ehemaligen und inzwischen leider verstorbenen Biologie-Lehrerin in der Hauptschule widmen.

Denn sie unterrichtete auch Informatik und sie ist primär “daran schuld”, dass ich heute noch nach so vielen Jahren mit Leidenschaft vor dem PC sitze und ihn mit Befehlen zu beherrschen versuche.


Nachdem ich gestern einen Flashback zu den alten DOS - Programmen zu meinen Schulzeiten hatte, dachte ich auch über die Anfänge als Programmierer nach.

Der Informatikunterricht bestand in den 90er Jahren aus dem Starten von beliebigen Programmen, meist Übungsprogramme für andere Fächer, und aus dem Schreiben von Texten in WinWord oder WordPerfect, sowie ein bisschen Zeichnen in AutoCAD.

Internet gab es nicht, und “richtige” Informatiklehrer eigentlich auch nicht.

Doch es gab eine Ausnahme. Und so kam es, dass auf Grund eines Krankheitsfalles die “EDV-Stunde” von unserer Biologie-Lehrerin abgehalten wurde, die - was ich damals nicht wusste - auch Informatik unterrichten konnte.

Und sie entschloss sich, uns das Programm QBASIC.EXE starten zu lassen. Dabei erklärte sie uns, dass man Computerprogramme mit Programmiersprachen erstellt und dass es darum geht Eingaben des Benutzers zu lesen, sie zu interpretieren und dann neue Ausgaben daraus zu generieren.

Diese einfache Erkenntnis war für mich bahnbrechend, und beflügelte sowohl mein Denken als auch meine Motivation.

1INPUT "Name eingeben: ", VARIABLE$
2IF VARIABLE$ = "Meister" THEN GOTO MeisterDa ELSE GOTO KeinMeisterDa
3MeisterDa:
4PRINT "Oh du mein Meister!"
5END
6KeinMeisterDa:
7PRINT "Du bist also ", VARIABLE$
8END

Aus diesem einfachen Beispiel lernte ich, dass eingegebene Daten in Variablen gespeichert werden können und dass man basierend auf dem Inhalt von Variablen das Programm an unterschiedlichen Stellen fortsetzen kann, Stichwort Fallunterscheidung.

Hier fing es an, dass ich die Nächte vor dem Schirm saß und immer weiter versuchte ein “intelligentes” Programm zu entwerfen, das mir auf Kommando “coole” Sachen antwortete.

Das liegt nun fast 24 Jahre zurück, und wer weiß wie sich mein Leben entwickelt hätte, wenn diese eine spezielle Stunde nicht stattgefunden hätte.

Ich kann nicht viel Gutes über Lehrkräfte sagen, vor allem nicht über jene demotivierten und stets gestresst wirkenden Personen, die leider all zu oft den Eindruck vermittelten, dass Sie ihren Beruf zu tiefst hassten.

Doch dann gibt es diese Lichtgestalten, die zur richtigen Zeit die richtigen Worte finden und damit ganze Welten aufbauen oder zu versetzen vermögen.

Ich möchte mich hiermit bei jener engagierten Lehrerin, aber auch bei allen anderen, die mir vielleicht nicht so im Gedächtnis blieben aber dennoch einen wichtigen Anteil an meinem Leben hatten, aufs aller herzlichste bedanken.

Dafür, dass Sie da waren, ihr Wissen nicht nur teilten sondern es “uns näher” brachten.

Und immer wenn mir heute ein Projekt, ein Programmierauftrag oder einfach nur eine Codezeile glückt, so ist ein Teil davon auch euer Erfolg!