Defekte Profile

Grafische Benutzeroberflächen, auch GUIs genannt, leiden seit ihrer Erfindung an einem ihrer wichtigsten Features:
Nämlich dem Speichern des letzten Zustandes oder der letzten Aktionen des Benutzers.

Während einfache Tools und Konsolenprogramme bei jedem Start glauben, sie seien das erste mal gestartet worden, wollen “die schönen Programme” dort weitermachen, wo sie zuletzt aufgehört haben.

Das klappt so lange, bis ihr Gedächtnis nachlässt …


“Profil Dateien und Ordner”, “Persönliche Daten”, “Benutzereinstellungen”, “Home-Verzeichnisse”, “Zuletzt genutzte Objekte”, …

Es gibt unzählige Namen für Statusdaten, die einem Benutzer und dessen Aktionen zugedacht sind. Den Begriff “Profil” kann man aber allen Abarten davon überordnen.

Während im Linux / Unix Bereich viele Programme ihr eigenes Süppchen kochen und sich so in die Quere kommen, schafft es Windows trotz nur eines OS-Herstellers über seine eigenen Füße zu stolpern.

Das Reparieren von Outlook-Profilen war ein Dauerbrenner, als ich vor Jahren im Supportbereich tätig war.

Und erst vor ein paar Wochen, als ich vom Domänen-Account auf einen lokalen wechseln musste, stellte ich fest, das der Windows 10 XBOX-Live Zugang offenbar nicht mehr möglich war.
Wie immer ist ein defektes Profil daran schuld.

Linux steht dem aber leider in nichts nach. Wechselt man den X11 Fenstermanager, ist man schnell mit defekten Desktops oder Meldung bezüglich fehlender Dateien konfrontiert.
Selbst mein geschätztes Codeblocks ließ mich jüngst Tage nach dem Grund suchen, warum Workspaces einfach nicht mehr gespeichert wurden.

Die Universal-Lösung:

Löschen Sie Ihren Benutzeraccount und alle zugehörigen persönlichen Verzeichnisse und legen Sie den Account danach neu an.

Tatsächlich bewirkt diese Brachialmethode in vielen Fällen, dass zuvor defekte Programme plötzlich wieder funktionieren … weil sie sich wie beim ersten Start neu einrichten, und dabei meist ein neues Profil des Benutzers anlegen, welches (noch) fehlerfrei ist.

Diesen Vorgang kann man auch in abgeschwächter Form durchführen, indem man nur jene Dateien und Einträge löscht, die zum aktuell fehlerhaften Programm gehören … wenn man denn weiß, wo die alle verstreut sind.

Der große Nachteil ist natürlich, dass in einem Profil oft auch Daten liegen, die man nicht verlieren will und die beim Aufbau eines neuen Profils nicht automatisch wiederhergestellt werden können.

Hier haben wir oft das nächste Problem: Die wenigsten Programme können Profildaten aus älteren Beständen oder Backups per Menüfunktion importieren.
Und wenn man beginnt Dateien aus Backups in ein neues Profil zu übertragen, schleppt man sich womöglich wieder genau jene Fehler ein, die die Löschung des alten Profils erzwungen haben.

Fazit

“Hoch leben die Konsolenprogramme!”
Profile sind in UIs ein notwendiges Übel, auf das keiner verzichten will. Das tolle an kleinen nicht ganz so benutzerfreundlichen Konsolen-Tools ist, dass sie “zustandslos” programmiert sind. Sie müssen kein Daten aus Profildateien ziehen und ihren Arbeitsauftrag erhalten sie vollständig von der eingetippten Kommandozeile.


Mich würde mal interessieren, wie viele Stunden an zusätzlichen Supportarbeiten weltweit notwendig waren, um Profilschäden zu korrigieren.
Diese Zeit hätte man besser in die Entwicklung ordentlicher Software stecken sollen!