BNC LANs und Strahlung
« | 18 Dec 2018 | »Als “Eigentlich-Nur-Software-Entwickler” waren mir Hardwareprobleme immer suspekt. Schließlich konnte man sie mit Software nicht lösen oder bestenfalls nur umgehen.
Um wieder einmal den alten Spruch
Wer billig kauft, kauft teuer.
aufleben zu lassen, erinnere ich mich gerne an mein erstes LAN zurück:
- 2x 10-Mbit PCI Karten,
- 2x T-Stücke,
- 1x 10 Meter BNC Koaxialkabel und
- 2 Terminatoren (nicht die von James Cameron)
Wie so oft traf ich Ende der 90er meine Hardwareentscheidungen auf Basis meines sehr geringen Budgets (Taschengeld). Zwar gab es im Laden schon modernere Netzwerkkarten mit RJ45 Stecker für Twisted-Pair Kabel, doch die kosteten das doppelte.
Was man sich heute kaum noch vorstellen kann, war früher Normalität:
Alle Netzwerkteilnehmer hingen an einem langen BNC-Kabelschlauch und für
jedes Gerät wurde mit einem T-Stück eine Abzweigung zur Netzwerkkarte
eingebaut. An den Enden musste ein Widerstand montiert werden (der sogenannte
Terminator), damit das Signal am Ende nicht wieder zurückreflektiert wird.
Diese so gebildete Ethernet bedeutete: Wer gerade senden will, tut es einfach. Wenn zwei gleichzeitig senden kommt es zur Kollision, die beide Sender wahrnehmen und dann einfach zufällig ein bisschen warten, bis sie es wieder probieren. Alle empfangen alles und nehmen sich das heraus, was sie betrifft. Man sagte auch: “Alles hängt an einem Bus”.
Und das ist auch der Grund warum das theoretische Übertragungsmaximum mit 10 MBit/s (also etwa ein Megabyte pro Sekunde) beschränkt ist … und die Betonung liegt auf “theoretisch”.
Heute nutzen wir ja Stern-Topologien, jeder Teilnehmer hängt mit einem Separatem Kabel an einem Switch und dieser optimiert die Übertragung, damit die Endgeräte nur das erhalten, was sie betrifft.
Wie auch immer, mein altes Koaxialkabel hatte eine faszinierende Eigenschaft, die ich damals als sehr nervig empfand.
Manchmal kamen keine Bytes durch, wenn man das Kabel bewegt ging es wieder, bewegte man es wieder, ging es nicht mehr.
Nach einem ewigen Herumexperimentieren fiel mir auf, dass das Kabel an einigen Stellen Schlaufen bildete (es war eben nicht perfekt auf die Baumaße meines Zimmers abgestimmt). Wenn man diese Loopings beseitigte, in dem man das Kabel anders verlegte, klappte die Datenübertragung gleich viel besser.
Wie kann das sein?
Also ich kann es mir nur so erklären, dass die so entstandene kleine Spule Strahlung auffing oder erzeugte, die das Datensignal störte.
Ein zweiter Faktor war auch, dass das Kabel in der Nähe von Stromkabeln ebenfalls schlechter funktionierte.
Also verlegte ich es so unter dem Teppich, dass keine Schlaufen auftraten und kein Strom in der Nähe war und schon lief das Netzwerk problemlos(er).
Billige Koaxialkabel sind schlecht abgeschirmt. Wir kennen das von
den alten Fernseh-Antennenkabeln. Je länger die Wegstrecke um so mehr
Störungen. Qualitative (und somit teurere) Kabel kommen mit besseren
Materialien und besserer Abschirmung gegen die Störsignale an.
… doch damals war das für mich nicht leistbar.
Ich glaube, dieser Vorfall war der erste, bei dem ich erfahren durfte, wie störanfällig Netzwerke sein können.
Viele Jahre später konnte ich einen anderen Fall beobachten, wo es um WLAN-Funksignale ging, die andere Schaltkreise verrückt spielen ließen. Und wer sein altes GSM -Telefon neben ein Mikrofon oder einen Lautsprecher legt, kann direkt hören, wie schnell Signale einen fremden Stromkreis durchdringen und stören können.
Nicht ohne Grund werden in Software Protokolle implementiert, die Störungen erkennen und Gegenaktionen setzen können.