DOS: SYStem übertragen
« | 13 Nov 2018 | »In den guten alten Tagen von DOS lernte ich viel durch Ausprobieren, unabsichtliches Zerstören und verzweifeltes Wiederherstellen.
DOS hatte ein teuflisches Kommando, das ich einmal zufällig erraten
hatte, und zwar HELP
.
Diese Hilfe
listete alle DOS Programme und Kommandos auf, und so
war es ein Spaß, jedes einzelne einmal auszuprobieren.
Am Anfang meines jungen Computerlebens hatte ich einmal einen kurzen Besuch von einem professionellen Informatiker, der mir half an verzwicktes Problem zu lösen: Mutter hatte mir zum Geburtstag ein PC-Spiel gekauft, das sich nicht starten ließ.
Wie so oft unter DOS war das Problem fehlender konventioneller Speicher. Doch der versierte Junge griff sich eine Diskette, und tippte ein paar Befehle ein
Dann startete er EDIT
und
löschte ein paar Zeilen aus den Dateien CONFIG.SYS
und AUTOEXEC.BAT
…
Fertig war meine erste Boot
-Diskette, die ich immer nutzen sollte, wenn ich das Spiel aufrufen wollte.
Ich war natürlich ganz verblüfft, was hier gerade abging und wie man mit ein paar Kommandos ein “kaputtes” Spiel “reparieren” konnte.
In den folgenden Wochen fing ich an, mehr und mehr zu experimentieren.
Die beiden Start-Dateien auf der Festplatte wurden stückweise verändert.
Zum Glück konnten Fehler mit EDIT
auch wieder ausgebessert werden.
Bis ich dann auf die bescheuerte Idee kam, dass man vielleicht Befehlsnamen
in “COMMAND.COM” abändern könnte.
Also öffnete ich das wichtigste DOS Programm mit EDIT
und fand nur
seltsame Zeichen vor. Und was machte ich Dummkopf? Speichern und Beenden.
Das Speichern einer Binärdatei in einem Texteditor ist eine sehr sehr schlechte Idee, schließlich gehen da viele Bytes verloren bzw. werden sie durch Zeilenwechsel usw. ersetzt.
Resultat: DOS startete nicht mehr. Und mir traten Tränen in die Augen. Ich hatte meinen Computer zerstört.
Mama bringt mich um, wenn sie das herausfindet.
dachte ich und vor allem:
‘Wer könnte das reparieren? Die werden mich alle auslachen!’
Und da kam es mir in den Sinn: Die Spiele-Boot-Diskette … Ja, sie startet noch.
So saß ich da und versuchte mich an die Kommandos zu erinnern, die zu
ihrer Erstellung genutzt wurden.
Das Kommando HELP SYS
schrieb zwar etwas auf den Bildschirm, was ich
aber einfach im Wortlaut nicht verstand. However, irgend wann versuchte
ich aus Verzweiflung SYS A: C:
und … ein Wunder, DOS startete wieder
von der Festplatte.
Es muss ziemlich dämlich ausgesehen haben, als ich wie ein Betrunkener voller Freude ausgelassen durch mein Zimmer tanzte … aber hey, so glücklich war ich schon lange nicht mehr … mein Computer war “repariert”.
Fazit
Heute denke ich gerne an diesen Moment zurück. Denn durch dieses Erlebnis
hatte man Verstand einen Schritt vorwärts gemacht. Die Begriffe in
HELP
begannen mehr und mehr für mich Sinn zu ergeben, vor allem weil
ich im Experiment sehen konnte, was ihre Auswirkungen waren.
Ein bis zwei Jahre später konnte ich anderen Leuten in der Schule erklären,
wie man Startdisketten erstellt und sogar wie man mit CONFIG.SYS
und
AUTOEXEC.BAT
ganze Bootmenüs erstellt. Und vieles davon konnte man direkt
von HELP
lernen.
Und als Windows 95 und seine Nachfolger kamen, war es immer noch dieses ‘Ausprobieren’, welches mir neue Erkenntnisse und Lösungen für Probleme bescherte.
Frage: Und? Weiß noch jemand wie man den Befehlsblock mit FORMAT
und
SYS
oben “optimieren” kann?