Ein Abend im Coder-Dojo

Seit Jahren beschwere ich mich darüber, dass nichts (bzw. zu wenig) für den Nachwuchs in Sachen Programmierung getan wird. Und manche Universitäten bzw. manche Fachhochschulen lassen auch noch “technische Informatiker” auf die Welt los, die den Unterschied zwischen einer Schleife und einer Bedingung nicht kennen, und die Eltern kommen dann noch womöglich mit der Meinung:

Das brauchst du im Leben nie.

Wie gut, dass mich eine einfache Websuche auf eine Seite brachte, die den lustigen Namen Coder-Dojo trägt.

Aber richtig interessant wurde es, als ich feststellte, dass einige Städte in Österreich und auch im Ausland über so ein “Dojo” verfügen, wo motivierte Technikfreunde der jungen Generation eine Plattform anbieten, wo sie spielend das Tüfteln und Programmieren lernen und ausbauen können.


Paradoxerweise reicht ein einfaches E-Mail an die Wiener Dojo-Gruppe aus, um prompt zum nächsten Coder-Termin eingeladen zu werden.

“Nun gut”, dachte ich, “das sehe ich mir mal an.”
Und heute war es eben so weit.

Also, was sieht man dort so?

Zu meiner sehr positiven Überraschung sitzen dort die Eltern gemeinsam mit ihren Sprösslingen vor dem Laptop und tüfteln an kleinen Spielen in Scratch und einigen anderen Sprachen herum.
Und parallel dazu gehen die Dojo-Meister (auch Mentoren genannt) durch die Reihen, blicken den Jungs und Mädls über die Schulter, fragen nach was gerade am Laufen ist, und streuen Tipps ein, die die Jugendlichen sogleich ausprobieren.

Ich hatte ja eher erwartet, dass das ein bisschen wie “Schule” aussehen wird, wo einer vorne steht und groß erklärt … denn ich selbst kenne es eben nicht anders.

Aber besonders der Einsatz gemeinsam mit den Eltern hat mir überaus gefallen. Oft hat Technik leider auch einen spaltenden Charakter, wo die Eltern vor dem Fernseher und die Kinder vor dem Egoshooter-Bildschirm oder dem Smartphone sitzen.

Zu sehen, wie Papa und Sohn wie auch Oma und Enkelin vor einem Problemchen sitzen und sich am Ende freuen, dass z.B.: die Cartoon-Katze per Programmcode ins Bett springt, lässt sogar mein Herz als Zuschauer schneller schlagen.

So leicht wie es klingt, ist es wahrscheinlich nicht. Denn Kinder und Jugendliche im richtigen Maß zu “bespaßen”, dass sie selbst ihre Motivation zum Weitermachen finden, braucht schon ein ordentliches Maß an Einfühlsamkeit und sozialer Kompetenz.

Und die Mentoren des Coder-Dojos bemühen sich nachweislich Aufgaben zu finden, damit stets neue Herausforderungen parat sind.
Diese sind für alle frei einsehbar und als Programmcode auch auf github.com verfügbar.

Fazit

Solche Projekte sind eine wirklich gute Sache!
Die Kreativität und Eigeninitiative von Kindern zu fördern ist eine der wichtigsten Investitionen in die Zukunft.
Daraus müssen per se keine Profiprogrammierer entstehen. Es ist uns allen sehr geholfen, wenn wir mündige Erwachsene “von Morgen” begünstigen, die die Technik verstehen und bewusst wie auch umweltbewusst einzusetzen wissen.

In unterschiedlichen Science-Fiction Szenarien werden wir vor einer möglichen Zukunft gewarnt, in der die Menschheit zu Grunde geht, weil sie vor Generationen alles großen Computern anvertraut haben. Und nachdem in solchen Geschichten diese Computer kaputt gehen und sie niemand mehr reparieren kann, setzt dann das große Sterben ein, weil wir auch nicht mehr wissen, wie man Essen kocht oder einen Wasserhahn aufdreht … das macht schließlich alles der mysteriöse Computer.

Heute konnte ich eine Gruppe junger Menschen “live” zusehen, die beides können: Nämlich im realen wie im digitalen Leben zurecht kommen.

Daher kann ich den Betreibern der Coder-Dojo-Projekte ganz offen meinen Respekt wie auch Dank für diesen Einsatz aussprechen.

Macht weiter so!

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!